Von 30 kleinen Hausbrauereien sind nur noch vier übrig

Der Name Altbier ist noch gar nicht alt. Stadtführer Dieter Jäger ging der Sache für die Geschichtswerkstatt auf den Grund.

Düsseldorf. Bevor Stadtführer Dieter Jäger loslegt, nimmt er erstmal einen großen Schluck aus dem Altbierglas. Denn darum geht es. Für die Geschichtswerkstatt hat er jede Menge Historisches und viele Anekdoten über das Lieblingsgetränk der Düsseldorfer zusammengetragen. Die Ergebnisse präsentierte Jäger jetzt in einem Vortrag.

So ist der Name Alt noch gar nicht alt, sondern entstand erst um 1950. Jäger: "Vorher hat man einfach ein Bier oder ein Obergäriges bestellt. Um 1920 kamen die Düsseldorfer Brauereien plötzlich auf die Idee, ihr Bier Düssel zu nennen." Davon waren allerdings die Brauereien in Krefeld und Mönchengladbach nicht begeistert. So einigte man sich irgendwann auf den Begriff Alt.

Warum Alt? Jäger: "Das heißt nicht, dass es sich um altes Bier handelt. Vielmehr soll der Name dokumentieren, dass hier nach alter Tradition gebraut wird." Denn über Jahrhunderte wurde überhaupt nur obergäriges Bier gebraut. "Das hängt mit den Durchschnittstemperaturen zusammen, die bei uns im Rheinland 15bis 16 Grad betragen", erklärt der Stadtführer, "also musste man ein Bier brauen, das auch bei diesen Temperaturen gärt."

Erst um 1870 wurde die Kühlung erfunden, die es erlaubte, auch untergäriges Bier herzustellen: "Das war eine Revolution." Die Brauerei Dietrich an der Duisburger Straße, die mit großen Pferdewagen durch die Stadt fuhr, war allerdings die einzige, die sich der neuen Technik bediente. Alle anderen blieben beim traditionellen Verfahren.

1830 war Mattes Schumacher der Erste, der in der Altstadt Bier braute: "An der Citadellstraße neben dem alten Franziskanerkloster." Als die Mönche die Altstadt verlassen mussten und außerhalb der damaligen Stadtgrenze an der Oststraße eine neue Bleibe fanden, zog Schumacher mit seiner Brauerei hinterher.

In den nächsten Jahren wurde eine Vielzahl von Brauereien gegründet. Die Wiege von Schlösser stand an der Alte Stadt, das erste Frankenheim wurde an der Hunsrückenstraße gebraut. Jäger: "Bei Schlösser gab es damals schon einen Saal, der hieß Quartier Bohème. 1932 musste der Name geändert werden, weil er zu anrüchig war."

Um 1900 gab es rund 30 Hausbrauereien in der Altstadt. Von den meisten kennt man heute nicht einmal mehr die Namen. Jäger: "Das waren kleine Betriebe, wo im Hinterzimmer oder im Keller gebraut wurde. Auch im Schiffchen und im Goldenen Ring wurde damals das Bier noch selbst gemacht." Auf Dauer habe sich das aber wirtschaftlich nicht gerechnet und die kleinen Brauereien seien nach und nach verschwunden.

Die Brauerei Kürzer Alt, die in einigen Wochen an der Kurze Straße eröffnen wird, ist nach langer Zeit die erste neue Hausbrauerei in der Altstadt. "Aber nicht in Düsseldorf", weiß Jäger, denn seit Juni vergangenen Jahres wird im alten Oberkasseler Bahnhof das "Gulasch" gebraut.

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