Düsseldorf-Unterrath Vom Gartenbad zum Erlebnisbad

Das Hallenbad in Unterrath feiert 50. Geburtstag. Bei der Eröffnung muste der Sohn des Bürgermeisters ins Wasser.

Düsseldorf-Unterrath: Vom Gartenbad zum Erlebnisbad
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf-Unterrath. Vor 50 Jahren war Oberbürgermeister Wilhelm Becker stolz darauf, mit der Eröffnung des Hallenbades Unterrath bald das Planziel der Deutschen Olympischen Gesellschaft übertreffen zu können, das vorsah, pro 100 000 Einwohner einer Großstadt ein Hallenschwimmbecken zur Verfügung zu haben. Nach dem so genannten Bezirks-Einheitsbad Unterrath sollte in Kürze ein weiteres in Oberkassel fertig gestellt werden. Dann gäbe es neun Schwimmbecken für 77 000 Düsseldorfer.

Düsseldorf-Unterrath: Vom Gartenbad zum Erlebnisbad
Foto: Bädergesellschaft

Am 19. Mai 1967 übergab der Wiener Architekt Prof. Grünberger dem Stadtoberhaupt nach zwei Jahren Bauzeit das Schwimmbad in Unterrath mit Liegefläche und Gartenanlage außerhalb der Schwimmhalle. Grünberger selber nannte seine Anlage „Gartenbad“. Ungewöhnlich an der Übergabe war das Gläschen Wasser, das der Architekt dem Wasserbecken entnahm und „auf Ex“ austrank. Außerdem schickte der Oberbürgermeister seinen Sohn ins Wasser, um einige Schwimmzüge zu demonstrieren. Es war das zweite Schwimmbad, nach Gerresheim, in der Bauweise eines „Einheits-Bezirkshallenbad-Typs“. Das Dritte folgte in Oberkassel Ende des Jahres 1967.

Düsseldorf-Unterrath: Vom Gartenbad zum Erlebnisbad
Foto: Bädergesellschaft

Nach dem Besichtigungs-Wochenende am 20. und 21. Mai, begann der offizielle Badebetrieb am 22. Mai in dem zweigeschossigen Gebäude an der Ecke Eckener Straße, Mettlacher Straße. Die Schwimmhalle hatte ein Becken mit der Größe von 12,5 mal 25 Metern. Es gab eine Tribüne für etwa 80 Personen, darunter befanden sich Wärmebänke und eine Sprunganlage mit einem Dreimeter- und Einmeter-Sprungbrett luden zu wagemutigen oder grazilen Sprüngen ins kühle Nass ein. Neben 300 Umkleideeinheiten hatte das Unterrather Bad auch eine „Reinigungsbäder-Abteilung“ mit 16 Brausekabinen und acht Wannen. Eine Treppe führte von der Halle auf die Liegewiese. Im Untergeschoss befanden sich die technischen Anlagen wie Pumpen, Wärmeaustauscher, Wasseraufbereitungsanlage, Warmwasserboiler oder das Kesselhaus mit drei Gasheizkesseln. Im Obergeschoss waren die Personalräume untergebracht. Die tragenden Bauteile des 4,6 Millionen-DM-Projektes bestanden aus Stahlbeton. Die Bekleidungen von Außenfassaden und im Innenbereich erfolgte zum größten Teil mit Keramikplatten.

Düsseldorf-Unterrath: Vom Gartenbad zum Erlebnisbad
Foto: Heinz Gräf

Der Architekt stellte das Unterrather Bad, das übrigens sein 70. Schwimmbadbau war, als ein Kernstück eines für Unterrath neuen Zentrums vor. Als Nebengebäude sollten dem Bau noch eine Bücherei, eine Mütterberatungsstelle, ein städtisches Meldeamt und Räume für eine Polizei-Dienststelle hinzugefügt werden. Das Baugrundstück hatte die Größe von über 4300 Quadratmetern und die Außenanlage des Schwimmbads etwa 1200 Quadratmeter.

Im Vorfeld der Eröffnung gab es ein Gerangel hinter den Kulissen um die Benutzungszeiten des Schwimmbeckens. Vereine wollten ab 19 Uhr keinen Publikumsverkehr. Aus der Eröffnungsrede des Oberbürgermeisters Wilhelm Becker wurde dazu sein Statement überliefert: „..die große Schicht der badenden Bevölkerung muß unbedingte Priorität vor der Minderzahl der Vereinsmitglieder haben.“ Das könnte man den Berufstätigen auch nicht zumuten.

Am 1. September 1990 eröffnete das neu gestaltete „Gartenhallenbad“ Unterrath planmäßig. Neu waren z.B. ein auch von außen zugänglicher Cafeteria-Bereich, Besonnungslandschaft mit „behaglicher Atmosphäre“, eine 63 Meter lange Wasserrutsche als Publikumsmagnet, eine kontrastreiche Farbgebung, ein neu gestalteter Eltern-Kind-Bereich mit vielen Spielgeräten, eine Freizeitsauna, Freiluftanlage mit Außenbadebecken, Pavillon mit Erlebnisbereich, diverse Ruhe- und Erlebniszonen, also einfach alles was richtige Wasserratten — ob Groß oder Klein — von Herzen mögen.

1993 stellte eine Unternehmungsberatung dem Sportausschuss eine Studie vor, in der man vorschlug auf die Hallenbäder in Gerresheim und Stockum zu verzichten. Nach dem Bau des Spaßbades an der Kettwiger Straße könne man auch auf das Wellenbad Grünstraße verzichten. Im Zuge dieser Diskussionen wurde dem Unterrather Hallenbad eine Bestnote für Düsseldorf ausgestellt!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort