Vom Friedhof zum neuen Festplatz

Einweihung im Schnee: Vor St. Benediktus am Nikolaus-Knopp-Platz ist ein geräumiger Kirchplatz entstanden.

Vom Friedhof zum neuen Festplatz
Foto: Judith Michaelis

Erst kommt die Arbeit, dann das Vergnügen. Die Heerdter Schützen unter ihrem Vorstand Andreas Bahners und Lothar Gläser mussten den kleinen, neuen „Heerdter Kirchplatz“ erst vom Schnee befreien, bevor sie ihn am Samstag feierlich eröffnen konnten. Trotz der Kälte trudelten die Anlieger herbei und hielten es mehrere Stunden lang aus, zumal der Glühwein immer wieder nachgeliefert wurde.

Der Platz an der neugotischen Kirche St. Benediktus kam eher durch einen Zufall zustande. Das Areal ist von einer alten Mauer umgeben, die unter Denkmalschutz steht und saniert werden musste. Die Steine saßen locker oder waren herausgefallen. Daraufhin kam Schützenchef Bahners, der zugleich dem Kirchenvorstand angehört, auf eine tolle Idee, die er so umschreibt: „Wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe, reparieren die Mauer und schaffen dahinter einen Platz. Dann müssen die Gäste nach Taufen, Hochzeiten oder Pfarrfesten nicht mehr auf der Straße herumstehen, um zu feiern.“

Damit kam der Architekt Achim Sökefeld ins Geschäft. Er kontaktierte das Garten-, Friedhofs- und Forstamt sowie die Denkmalschützer, denn er wollte das Wurzelwerk der hohen Platanen nicht beschädigen, aber andererseits möglichst viel Freifläche für seinen Platz gewinnen. Große Baumscheiben sind nun entstanden, die mit Steinen eingefasst sind, auf denen man auch sitzen kann. Es gibt Steckdosen für die Beleuchtung und Hülsen, um Transparente aufzuspannen. Ein Pflanzbeet wird noch angelegt.

Dass bei der Auskofferung des Bodens auch noch die Bodenarchäologen eingeschaltet wurden, lag an den vielen Knochen im Erdreich. Die Bodenforscher hofften auf historisch wertvolle Funde. Das war jedoch Fehlanzeige. Sökefeld erklärt: „Wir haben die Erde ausgesiebt. Aber es gab nichts als Knochen, die völlig durcheinander im Erdreich lagen. Sie kamen von einem anderen Friedhof, wo man sie eingesammelt hatte.“ Sie seien nun zur letzten Ruhe gebettet.

Die Umbau-Arbeiten kosteten rund 150 000 Euro. An der Straße Alt Heerdt wurde ein Stück Mauer eingerissen, denn nur so können auch Rollstuhlfahrer auf den mit groben Pflaster belegten Platz gelangen. Das Regenwasser sickert durch die Steine ins Erdreich.

Die Schützen sprechen von einem „neuen zentralen Treffpunkt im Stadtteil“ und feierten das Ereignis mit Musik, Waffeln, Suppe und Glühwein. Der Heerdter Pfarrer Michael Dederichs als Hausherr, zugleich stellvertretender Stadtdechant, nahm die Segnung vor. Nun mussten nur noch die Politiker Thomas Jarzombek und Ratsherr Giuseppe Saitta das Straßenschild symbolisch enthüllen.

Die Schützen wollten jedoch nicht nur Suppe löffeln und Bratwurst essen, sondern auch Gutes tun. Hier trat das neu gegründete Corps à la Suite hervor, das sich für soziale Projekte engagiert. Es übernahm die Patenschaften für einen „Wunschbaum“, an dem auf gelben Sternen die Wünsche bedürftiger Kinder notiert waren. Lauter bescheidene Wünsche, die von Malstiften über Legosteine und Tickets für eine Kletterhalle bis zum Kakaogeld für drei Monate reichten. Auch die „Trillerspatzen“ wurden beschert. Sie bekamen einen Gutschein über tausend Euro für ihre Sommerfahrt zum internationalen Chor-Treffen in Barcelona. Das Kellerorchester übernahm schließlich nach einer vierstündigen Veranstaltung den Abgesang.

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