Verkehr in Düssseldorf Bürger diskutieren über Mobilitätswende

Düsseldorf · Bürger diskutierten mit Politikern über Mobilstationen, Radwege, Öffentlichen Nahverkehr und gefährliche Schulwege.

 Viele Derendorfer finden, dass der Spichernplatz autofrei sicherer wäre. Jetzt sei er zu unübersichtlich gestaltet. 

Viele Derendorfer finden, dass der Spichernplatz autofrei sicherer wäre. Jetzt sei er zu unübersichtlich gestaltet. 

Foto: Endermann, Andreas (end)

Mobilität, oder besser die Mobilitätswende, ist aktuell eines der dominierenden Themen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Folgerichtig hat die Bezirksvertretung 1 genau diesen Schwerpunkt gesetzt, als sie die Bürger zu ihrer nächsten Stadtteilkonferenz eingeladen hatte. Und diese Fokussierung stieß offensichtlich durchaus auf Interesse, sodass in der Aula der Justus-von-Liebig-Realschule vier Diskussionstische voll besetzt werden konnten. Als Einstieg informierte David Rüdiger von der Stadttochter Connected Mobility Düsseldorf über Sinn und Zweck der Mobilstationen, die gerade im Stadtgebiet entstehen, sowie Tim Bäumken, Leiter Verkehrsplanung bei der Rheinbahn, zur geplanten Netzoptimierung „Rheintakt“, die ab Sommer 2023 greifen soll. Sodann stiegen Bürger und Politiker in die Diskussion zu vier Leitthemen ein. Das sind die wichtigsten Ergebnisse:

Mobilstation

Positiv herausgestellt wurde der Aspekt Sicherheit, gerade bei Fahrrädern, die in den Stationen (für 15 Euro im Monat) hinter verschlossener Tür vor Diebstahl sicher sind. Weniger gut gefiel der unbedingte Fokus auf E-Mobilität, wo doch das schnöde Rad vielen genügt. Noch zu wenig bekannt ist die Mobilitäts-Flatrate, die bei der Rheinbahn über die „Redy-App“ genutzt werden kann. Ebenfalls kaum wahrgenommen wird, dass Mobilstationen auch die Möglichkeit bieten, andere Serviceangebote wie Paketstationen zu integrieren. Begrüßt wird, dass an Mobilstationen zentral E-Scooter und andere Leihfahrzeuge durch eine digitale Überwachung abgegeben werden müssen, was dem Wildparken Einhalt gebietet. Für den Stadtbezirk 1 könnte man sich gut eine Mobilstation am Frankenplatz oder auch am Kolpingplatz vorstellen.

Rheinbahn

Die Pünktlichkeit der Bahnen muss verbessert werden, was bei 450 Ampeln im Stadtgebiet aber auch nicht immer so einfach ist, konstatierten die Diskussionsteilnehmer. Die ewig andauernden Probleme mit der U 79 nerven ebenso wie die nicht immer nachvollziehbare Entscheidung, wann ein Triebwagen einen Anhänger erhält und wann nicht. Dass Bahnen oft durch schlecht parkende Autos aufgehalten werden, ärgert viele ebenso wie das Fehlen klimatisierter Wagen im Sommer. Ob ein Aufzug an einer Haltestelle funktioniert oder nicht, ist für viele (Rollstuhl, Kinderwagen, Rollator) essenziell und könnte über die Rheinbahn-App angezeigt werden. Eine Taktverdichtung in den Abend- und Nachtstunden wird gefordert, außerdem wäre ein Familienticket ebenso eine gute Idee wie die Kombination (und entsprechendem Preisnachlass) mit Anwohnerparken.

Schulwege

Alles, was motorisiert ist, ist der natürliche Feind von Fußgängern, riskant wird es an vielen Stellen in der Stadt vor allem für Kinder auf dem Weg zur Schule – wenn Kreuzungen zugeparkt sind etwa, das Positionieren von Fahrradabstellplätzen an solchen Brennpunkten könnte das verhindern. Tempo 30 in einem Radius von 300 Metern rund um Schulen wird prinzipiell gefordert – auch, wenn das bei der Schuldichte in Düsseldorf kaum noch Schlupflöcher für schnelleres Fahren ließe. Problematische Stellen im Stadtbezirk sind die Collenbachstraße, der Spichern- und der Frankenplatz und vor allem die Kreuzung Kennedydamm/Homberger Straße: „Für Kinder lebensgefährlich!“

Radwege

Defizite gibt es nach Ansicht von Anwohnern vor allem am Spichernplatz („am besten autofrei“) sowie rund um den Frankenplatz, auch die bereits genannte Strecke Kennedydamm/ Homberger Straße ist „alles andere als ein Spaß für Radfahrer“. Ulmen- und Johannstraße stehen bei Radfahrern ebenso in der Kritik wie der Übergang von Jülicher Brücke auf die Grunerstraße (zu schmal). Die Bagelstraße hat zwar gerade erst einen durchgehenden Radweg erhalten, „aber der funktioniert nicht, der wurde entwickelt von Menschen, die noch nie auf einem Rad gesessen haben“.

Wild wird es für Radler größtenteils in der Innenstadt, am Kö Bogen II, an Insel- und Sternstraße sowie am Robert-Lehr-Ufer, wo sich Fußgänger und Radfahrer ins Gehege kommen. Nicht zuletzt stellt sich vielen auch die Frage: Darf ich im Hofgarten mit dem Rad fahren? Und wenn ja, wo?

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