Verwaltung stoppt Raser: Deich wird zum Fußgängerweg

WZ mobil: Viele Leser beklagen sich über die rasenden Radfahrer. In Kaiserswerth sollen Fahrradschleusen diese bald bremsen.

Düsseldorf. "Gerade eben bin ich fast von einem Radfahrer umgefahren worden!" Hedwig Neske (71) geht am Stock und hat am Kaiserswerther Deich beim Spazieren oft Angst. Ähnlich geht es Silvia (62) und Hans-Georg Hoffmann (65). Gerade am Wochenende würde es brenzlig, wenn Radfahrer durch die Menschenmenge führen. "An entspanntes Flanieren ist in der Situation nicht mehr zu denken."

Ein Tempolimit am Deich, wie es zuletzt eine Bürgerinitiative vorgeschlagen hat, finden aber auch die meisten Leser, die sich an der Diskussion bei WZ mobil in Kaiserswerth beteiligten, nicht sinnvoll. "Bei Tempo 15 könnte man ja auch neben dem Rad herlaufen", sagt Radlerin Elisabeth Beck. Aber auch sie ist für Rücksicht auf die Fußgänger: "Ich schiebe einfach, wenn es voll ist."

Am liebsten wäre es Walther Müller-Jentsch, Mitinitiator der Tempolimit-Debatte, wenn alle Radler absteigen müssten - wenigstens zwischen Kittelbach und Kaiserswerther Markt. "Aber das tut doch keiner. Das gibt nur neue Konflikte", glaubt Joachim Heber aus der Bezirksvertretung 5.

Roland Hahn vom Amt für Verkehrsmanagement hat sich ohnehin eine andere Lösung überlegt, die er am Mittwoch bei WZ mobil erläuterte: "Wir werden den gesamten Deich von der Innenstadt bis Wittlaer zum Sonderweg für Fußgänger machen - mit einem Schild: ,Radfahrer frei’", erklärt Hahn. Fußgänger haben dann Vorrang, Radler müssen Rücksicht nehmen. Zudem soll es in Kaiserswerth Fahrradschleusen geben, die Radfahrer bremsen. Vielleicht ein Modell für andere Stadtteile. Und selbst für Ernst Welski vom ADFC eine "zweitbeste Lösung" nach schlichter gegenseitiger Rücksichtnahme.

Schließlich fühlen sich auch viele Radfahrer selbst von den Rennradlern eingeschüchtert, die den Deich als Trainingsstrecke nutzen. "Die haben nicht einmal eine Klingel und rufen schon von Weitem: ,Platz da!’", sagt Anwohner Claus Parduhn.

Dennoch stößt der Lösungsvorschlag auch auf Skepsis: Willi Werth (45) etwa glaubt: "Direkt hinter den Schleusen geben die Radler wieder Gas." Alfred Peifer (74) befürchtet zudem, dass es sich an den Gittern, die ähnlich wie Umlaufschranken aufgebaut sein sollen, knubbelt: "Die Fußgänger müssen ja auch da hindurch. Ob das harmoniert?" Die Beschilderung als Fußgängerweg allein allerdings würde nichts bringen, glaubt der Essener Michael Luttmann: "Das hat man am Baldeney-See versucht - das wird von Radlern gar nicht befolgt."

Warum Radfahrer und Fußgänger nicht einfach aufeinander achten, will Horst Schütz (64) nicht recht verstehen. Schließlich gilt auch für Fußgänger ein Gebot, sich rechts zu halten. Nach der neuen Regelung nicht mehr - dann dürfen sie laufen, wie sie mögen. Ob das Konflikte beseitigt, wird sich zeigen, wenn Schilder und Schleusen in wenigen Wochen stehen.

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