Verlockender Erfolg – was junge Einbrecher antreibt

Kriminelle Karrieren: Der Fall einer Jugendbande aus Hellerhof zeigt: Jugendkriminalität ist kein Phänomen der Unterschicht.

Düsseldorf. Sie passen nicht in die Klischee-Schublade: Heile, deutsche Familien, die Eltern berufstätig, zum Teil sozial engagiert. Typisches Mittelschicht-Milieu. Das hat man nicht im Kopf, wenn man an eine Jugendbande denkt, die innerhalb weniger Wochen zig Häuser ausgeräumt hat. Und doch stammen die zehn jugendlichen Einbrecher (16 bis 20), die in der vergangenen Woche gefasst wurden, aus eben diesem Umfeld.

"Da war ein 16-Jähriger, dem man die Einbrüche überhaupt nicht zutraut. Er sieht aus wie ein richtig braver Junge", berichtet Dieter Töpfer, Leiter des Einbruchskommissariats, aus den Vernehmungen. "Er hat klar gesagt, dass er die Statussymbole, die andere aus der Clique besaßen, auch haben wollte." So fange es oftmals an.

Der Risikofaktor bei jungen Menschen heißt Pubertät. "Man testet Grenzen aus", sagt Polizeisprecher Wolfgang Wierich, der selbst Jugendsachbearbeiter war. "Wir erwischen Jugendliche, die 20Euro in der Tasche haben und einen Kugelschreiber mitgehen lassen." Gleichzeitig sehnten sich junge Menschen nach Geltung. Konkret bedeutet das: Auf der einen Seite stehen die Eltern, die den jungen Menschen beibringen wollen, sie könnten nicht alles haben. Aber mitunter stehen auf der anderen Seite Freunde mit krimineller Energie die vermitteln: Du kannst eben doch alles haben - mit wenig Aufwand.

So scharte sich die zehnköpfige Gruppe aus Hellerhof um einen harten Kern dreier "erfahrener" Krimineller - und speziell um einen 16-jährigen Intensivtäter. "Jugendkriminalität steigert sich", erklärt Töpfer. "Bis zum Wohnungseinbruch ist es ein langer Weg aus kleineren Delikten. Aber bei den Jugendlichen wuchs mit jedem Erfolg der Mut - und sie schaukelten sich in der Clique hoch."

Als die Polizei am vergangenen Donnerstag bei den Eltern der zehn Einbrecher auf der Matte stand, waren die meisten ehrlich überrascht und schockiert. Möglicherweise wollten einige von ihnen aber einfach nicht sehen, dass der plötzliche Reichtum ihrer Söhne aus kriminellen Taten stammen könnte. Ganz anders die Eltern des mutmaßlichen Haupttäters. "Sie waren zuletzt wohl so überfordert, dass sie fast erleichtert waren, als wir seinem Treiben einen Riegel vorgeschoben haben", sagt Töpfer.

Denn dieser 16-Jährige ist keiner der üblichen jungen Episodentäter. So heißen im Polizeijargon die Jugendlichen, die Grenzen austesten, etwas klauen, erwischt werden und es bleiben lassen. Wolfgang Wierich hat solche Täter vorgeladen und ins Gebet genommen: "Die meisten sieht man nicht wieder."

Doch der 16-Jährige ist in der Spirale der Kriminalität schon weit fortgeschritten - und hat zahlreiche Warnschüsse von Polizei und Richtern erhalten. Jetzt sitzt der Junge mit zwei seiner Kumpels in U-Haft. Seine letzte Chance. "Wierich: "Wer im Jugendhaus der Ulmer Höh’ gesessen hat und es dann noch nicht einsieht - da ist Hopfen und Malz verloren."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort