Düsseldorf Verkehrsbericht: 2015 gab es mehr Unfälle, mehr Tote

Der Verkehrsbericht der Polizei zeigt: Das Klima auf den Straßen der Stadt wird rauer. Fußgänger verunglücken wieder öfter. Und Senioren.

Ein tragisches Beispiel: Ein 21-Jähriger starb im Juni in Reisholz, weil ein junger Autofahrer betrunken raste. Einer von 14 Verkehrstoten. Archiv-Foto: Schüller

Ein tragisches Beispiel: Ein 21-Jähriger starb im Juni in Reisholz, weil ein junger Autofahrer betrunken raste. Einer von 14 Verkehrstoten. Archiv-Foto: Schüller

Düsseldorf. „Eine durchwachsene Bilanz“ für das vergangene Jahr hat Polizeipräsident Norbert Wesseler am Montag vorstellen müssen: Die Zahl der Unfälle auf Düsseldorfs Straßen ist im Vergleich zum Vorjahr um 8,3 Prozent gestiegen — auf nunmehr 29 947. In den allermeisten Fällen blieb es zum Glück bei Blechschäden. Aber auch die Zahl der Verletzten stieg, und 14 Menschen starben 2015 im Verkehr (2014: 10, 2013: 6). Statistisch bedeutet das: 6,7 Menschen verunglücken jeden Tag in Düsseldorf, alle 26 Tage stirbt ein Mensch auf den Straßen. Georg Schulz, der kommissarische Leiter der Direktion Verkehr, glaubt, dass auch eine sinkende Verkehrsmoral für diese Zahlen verantwortlich ist.

Düsseldorf: Verkehrsbericht: 2015 gab es mehr Unfälle, mehr Tote
Foto: grhi

Unter den 14 getöteten Unfallopfern sind allein sechs Fußgänger, drei Krad- sowie zwei Radfahrer. „Das sind die am schwächsten geschützten Verkehrsteilnehmer“, sagt Polizeipräsident Wesseler. „Das ist nicht akzeptabel.“ In den vergangenen Jahren haben Stadt, Polizei und Rheinbahn gemeinsam große Kampagnen für die Sicherheit von Fußgängern und Radlern gestartet. Wie machtlos die Ordnungshüter allerdings bei tragischen Einzelfällen sind, zeigt etwa der Tod eines 21-Jährigen, der im Juni vergangenen Jahres nachts an einer Bushaltestelle in Reisholz stand — als ein 18-jähriger Autofahrer betrunken und viel zu schnell die Straße entlangkam und in das Wartehäuschen schleuderte.

Georg Schulz spricht von einer abnehmenden Regeltreue der Verkehrsteilnehmer. Die Polizei steuert bereits gegen. Die Zahl der Anzeigen und Verwarngelder wegen Tempoverstößen etwa lag mit 45 145 im vergangenen Jahr 34,4 Prozent über dem Durchschnitt der drei Vorjahre. Und er kündigt an, künftig auch die Ablenkung durch Handys am Steuer noch stärker in den Fokus zu rücken — 8017 Anzeigen gab es 2015 bereits; sie führen zu Bußgeldern und einem Punkt in Flensburg. „Wir werden da nicht nachsichtig sein“, sagt Schulz.

Wie wichtig solche Maßnahmen sind, zeigt ein genauerer Blick in die Zahlen: So stieg die Zahl der Fußgängerunfälle 2015 im Vergleich zum Schnitt der drei Vorjahre um 9,2 Prozent auf 527 — nur in 164 Fällen allerdings waren die Fußgänger Verursacher des Zusammenstoßes. Die Unfälle mit Radlern nahmen im Vergleich zum Vorjahr ab (831 statt 889), die Zahl liegt aber noch immer über dem Drei-Jahres-Schnitt.

Der Verkehrsbericht bringt auch eine positive Nachricht: Zum siebten Mal in Folge ist kein Kind ums Leben gekommen. Allerdings: Die Zahl der Unfälle mit Kindern stieg im Vergleich zum Drei-Jahres-Mittel um 10,7 Prozent an auf 241 Fälle — und in nur 67 von ihnen trug das Kind selbst die Schuld. „Wer mir wirklich Sorgen macht, sind die Senioren“, erklärt Schulz indes. Sie waren 2015 an 1157 Zusammenstößen beteiligt. Auffällig dabei ist, dass die älteren Menschen als Fußgänger zumeist Opfer sind (90 Unfälle, davon waren die Senioren 26 Mal Verursacher), hinterm Steuer allerdings eher die Schuldtragenden (930 Unfälle, 705 Mal Verursacher). Seit vielen Jahren rückläufig sei die Zahl der Unfälle mit jungen Erwachsenen, die lange als „Rabaukengruppe“ galten, so Schulz.

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