Verkehr: Zug um Zug auf den Schrott

54 alte Straßenbahnen werden demnächst ausgemustert. Die Rheinbahn bietet sie ab Jahresende zum Verkauf.

Düsseldorf. Da waren es nur noch 54. Die am Sonntag in Benrath ausgebrannte Straßenbahn wird nicht wieder in Dienst gestellt - sondern verschrottet. Damit hat die Rheinbahn nur noch 54 alte Schätzchen in Betrieb.

Darunter 26 von den gelben Klassikern, bei den anderen handelt es sich um die alten rot-weißen Züge. Sie werden in den nächsten Jahren außer Dienst gestellt. Eine Aussicht, die Mobilitätsbehinderte aufatmen lässt - denn der Einstieg ist nicht stufenlos möglich und daher sehr mühsam.

Nostalgikern indes blutet das Herz. Insbesondere die alten Gelben (Fachbezeichnung: GT6 bzw. GT8) haben fast schon historischen Wert. Hergestellt wurden sie ab Ende der 50er-Jahre von der Düsseldorfer Waggonfabrik, die inzwischen von Siemens geschluckt wurde. Sie entwickelten sich zum Standardtyp in westdeutschen Großstädten. Die ältesten Züge, die in Düsseldorf noch im Linienbetrieb sind, stammen aus dem Jahr 1961.

Ab Jahresende sollen die ersten Alt-Bahnen zum Verkauf ausgeschrieben werden. "Wir rechnen damit, dass es zwei bis drei Jahre dauert, bis sie alle weg sind", sagt Sprecherin Heike Schuster. Die Rheinbahn hat damit mittlerweile einige Erfahrung: Zuletzt wurden 2006 vier Züge ins rumänische Timisoara verkauft. Und zwischen 1996 und 2004 gelang es sogar, 100 Fahrzeuge für einen sechsstelligen Betrag loszuschlagen.

90 gingen nach Stettin und Posen, wo die Züge liebevoll "Helmut" genannt werden - in Anspielung auf den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl. Weitere zehn gingen nach Mashad im Iran. Dort gingen sie allerdings nie in Liniendienst, weil sich das dortige Straßenbahn-Neubauprojekt Jahr um Jahr verzögert. Neuere Bilder im Internet zeigen die Züge in einem maroden Zustand. Dass sie jemals zurück auf die Schiene kommen, scheint eher unwahrscheinlich.

Auch in Polen dezimiert sich der Bestand: Mehrere Züge wurden dort nach Unfällen verschrottet. Das gleiche Schicksal droht den Bahnen, für die sich kein Käufer findet. Immer wieder hat die Rheinbahn einzelne Züge zerlegt und an einen Schrotthändler abgesetzt. Zuletzt wurden elf Beiwagen in ihre Einzelteile zerlegt. Schrottwert: Jeweils rund 300 Euro. Tröstlich: Einige wenige Bahnen bleiben der Nachwelt dauerhaft erhalten. So stehen Düsseldorfer Straßenbahnen in verschiedenen Museen - etwa in München, Dortmund, Hannover und sogar im dänischen Skjoldenæsholm.

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