Verkehr: Mehr Sicherheit für radelnde Senioren

Experten fürchten einen Anstieg bei den Senioren-Unfällen. Ein Modekonzept soll Frauen vom Helm-Tragen überzeugen.

Düsseldorf. Horst Grass fährt regelmäßig mit dem Fahrrad von Lohausen nach Unterbilk. Immer schön den Rhein entlang - und bislang immer ohne Helm. Ein Gespräch über die Sicherheit von Senioren im Straßenverkehr beim Rad aktiv-Tag Ende Juni hat den 69-Jährigen jedoch nachdenklich gestimmt. Künftig will auch er Helm tragen. "Meine Frau schenkt mir einen zum Geburtstag."

2008 haben sich auf Düsseldorfs Straßen 652 Radfahrer bei Unfällen verletzt, 99 von ihnen waren 65 Jahre und älter, ein Senior kam ums Leben. Seit 2005 sind diese Zahlen unverändert hoch. Und Experten erwarten sogar einen deutlichen Anstieg.

Für Simon Höhner, Geschäftsführer der Verkehrswacht Düsseldorf, sind Senioren im Straßenverkehr das Thema überhaupt. "Es gibt heute einfach immer mehr ältere Menschen, da ist eine Steigerung der Unfallzahlen nur logisch", meint er.

In den nächsten zehn Jahren, meint er, wird es heftig: "Da müssen wir unbedingt ran." Senioren seien mobiler und führen zudem länger Auto - und Motorrad. "Der typische Harley-Fahrer ist 65 Jahre alt und ein Silberfuchs", hat Höhner festgestellt. "Jüngere können sich ein solches Motorrad meist nicht leisten."

Ein zunehmend beliebtes Fortbewegungsmittel der Senioren ist aber das Fahrrad. Ärzte raten aus Fitnessgründen dazu, die Tourismusbranche wirbt verstärkt mit Radtouren für die Generation 60+, und laut Höhner tauschen immer mehr ältere Menschen den Pkw gegen das Rad, sobald sie sich im City-Verkehr nicht mehr sicher fühlen. "Aber einen Helm wollen viele nicht tragen", hat Höhner festgestellt. Vor allem Frauen weigerten sich. "Sie fürchten um ihre Frisur."

Das bestätigt auch der Fachhandel, der mittlerweile ganze Fashion-Konzepte entwickelt, um seine Helme an die Frau zu bringen. "Das Problem ist bekannt", bestätigt Mark Stuiver, Sprecher von Abus. Das Unternehmen produziert und verkauft weltweit Motorrad- und Fahrradschlösser sowie Helme. Diese werden neuerdings jährlich neu gestaltet und farblich auf die Rad-Ausstattung abgestimmt. Die Renner in diesem Jahr sind nach Auskunft von Stuiver die Farben Weiß und Hellgrau.

Auf solche Tricks will sich Höhner nicht verlassen. Er setzt auf Vorbeugung. Mit der Stadt wird gerade eine neue Kampagne für mehr Sicherheit von Senioren im Straßenverkehr entwickelt. Start ist Jahresende. Zielgruppe sind Senioren, die unter anderem an Hörtests, Bewegungstraining und der Vermittlung von Sicherheitsstandards teilnehmen können. Das Ganze wird als Paket geboten, dessen Termine sich auf zwei Monate verteilen.

"Vor allem ältere Menschen fragen nach solchen Angeboten", sagt Höhner. Oliver von Hörsten vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club bestätigt das. "Sie kommen aktiv auf uns zu, weil sie sich im Stadtverkehr nicht sicher fühlen." Dafür sprechen auch die Teilnehmerzahlen der Beratungsangebote der Polizei. 12 451 über 65-Jährige nahmen 2008 daran teil - das sind rund 5000 mehr als noch 2004.

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