Düsseldorf Verdi: Stadt macht sich als Arbeitgeber unattraktiver

Das Konzept „Verwaltung 2020“ schreitet voran, bleibt aber umstritten: Kann man Stellen ohne Abstriche beim Service abbauen?

Düsseldorf: Verdi: Stadt macht sich als Arbeitgeber unattraktiver
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Mit dem Projekt „Verwaltung 2020“ will die Stadt sich personell „demografiefest, leistungsstark und zukunftsfähig“ aufstellen. Fast 600 Vorschläge aus 45 Fachbereichen der Stadtverwaltung liegen mittlerweile zu der Ausgangsfrage vor: „Wie kann unser Amt oder Institut 2020 mit 20 Prozent weniger Personal auskommen?“ Der Stadtrat soll nächsten Donnerstag weitere 500 000 Euro für ein Beratungsunternehmen bewilligen, dass die Ämter bei der Durchführung unterstützt.

Derzeit haben laut Personaldezernent Andreas Meyer-Falcke 30 Dienststellen die Projektaufgabe erfüllt. Daraus würde sich ein Einsparpotenzial von 13 Prozent der Stellen und überplanmäßigen Funktionen ergeben. Im Kern drehen sich die meisten Vorschläge zur Personaleinsparung um Leistungsreduzierungen, Prozessoptimierungen, Organisationsveränderungen, Digitalisierung, aber auch Outsourcing. Nach der Sommerpause beginnt die Konkretisierung.

Beim Personalrat der Stadt und bei Verdi kommt das alles nicht gut an. „Unsere Hauptforderung ist: Die Vorgabe einer Personalreduzierung um 20 Prozent muss weg“, sagt Verdi-Geschäftsführerin Stephanie Pfeifer. Der demografische Wandel und der daraus resultierende Fachkräftemangel seien vorgeschobene Gründe, meint auch Britta Wortmann von Verdi: „Andere Städte begegnen dem Problem, indem sie versuchen, ein attraktiverer Arbeitgeber zu werden. Düsseldorf macht das Gegenteil.“

Was die Vertrauensleute in der Stadtverwaltung selbst am meisten ärgert, ist der unausgesprochene Subtext von „Verwaltung 2020“, der da lautet: Natürlich kommt die Stadt mit 20 Prozent weniger Mitarbeitern aus, ohne dass es die Bürger groß merken. „Schon jetzt sind doch 1000 Stellen unbesetzt und das spüren die Bürger sehr, wenn sie zum Beispiel in Ämtern lange warten müssen“, sagt Robert Wollborn. Beispiel Standesamt: Acht bis zehn Wochen hätten Eltern auf Geburtsbescheinigungen warten müssen und deshalb so lange kein Kinder- oder Eltergeld erhalten; Im Straßenverkehrsamt dauere eine Zulassung jetzt nur deshalb nicht mehr ewig, „weil da endlich mehr Personal eingesetzt wird“. Wer Personal abbaue, müsse den Bürgern zumindest ehrlich sagen, dass dies zwingend mit Einschränkungen im Service einhergehe, betont Katharina Lang.

Prinzipiell versperre man sich keinesfalls Reformen und einer Aufgabenkritik, niemand kämpfe für den berühmten Heizer auf der E-Lok. Wollborn: „Aber hier wird doch auch seit Jahren umstrukturiert, Externe durchleuchten ständig die Stadtverwaltung und geben ihr gute Noten. Das ist alles keine Erfindung von Herrn Geisel.“

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