Vater zündet Haus der Familie an

Ein 45-jähriger Mann kann die Trennung von seiner Frau nicht akzeptieren und wird fast zum fünffachen Mörder.

<strong>Düsseldorf. Sonntagmorgen, 4.20 Uhr, Kappeler Straße in Reisholz. Ein 56-jähriger Mann kommt gerade von einer Kneipentour zurück nach Hause, als plötzlich kaum 50 Meter von ihm entfernt vor einem Reihenhaus eine Stichflamme in die Höhe schießt. Direkt davor steht der 45-jährige Miguel L. ­ er hat zuvor einen Fünf-Liter-Kanister Benzin vor dem Haus ausgegossen und den Sprit angezündet.
Couragierter Passant hält den Brandstifter fest
Miguel L. will an diesem Morgen töten. Krankhafte Eifersucht und die Unfähigkeit, die Trennung von seiner Frau zu akzeptieren, bringen ihn dazu, seine gesamte Familie auslöschen zu wollen.
Der couragierte Passant schnappt sich den 45-jährigen gebürtigen Spanier, drückt ihn gegen ein geparktes Auto und hält ihn trotz heftigen Widerstands fest ­ so lange, bis die Polizei eintrifft und den Mann verhaftet. Die Feuerwehr rettet die fünf Hausbewohner ­ mit der Drehleiter werden der neue Lebensgefährte von L.’s Ex-Frau und die gemeinsamen Kinder (ein 11-jähriger Sohn, zwei Töchter, 16 und 18 Jahre alt) aus dem Haus geholt. Die älteste Tochter ist hochschwanger, die Geburt eigentlich für Sonntag ausgezählt. Auch ihr 18-jähriger Verlobter ist im Haus. Die Mutter (41) ist nicht daheim, sie arbeitet als Altenpflegerin und kümmert sich in dieser Nacht um eine alte Dame. Miguel L. konnte das nicht wissen.
Die Familie muss in die Klinik, Verdacht auf Rauchvergiftung. Besonders schwer trifft es den Sohn, seine schwangere Schwester und ihren Verlobten. Noch vor dem Haus stehend, droht der Vater seinen Kindern: "Wenn es jetzt nicht klappt, töte ich euch später.” Die Vorgeschichte des Dramas ist lang: Vor vier Jahren trennte sich das Ehepaar. Miguel L. war gewalttätig, schlug Frau und Kinder. Der Briefsortierer bei der Post hat seit Jahren ein Alkoholproblem. Die Trennung wollte L. nicht akzeptieren, er stellte seiner Frau nach, belästigte und bedrohte sie.
Täter hat Brandanschlag angekündigt
Die 41-Jährige erwirkte mehrere Verfügungen gegen ihren Ex-Mann. Er durfte sich ihr nur noch auf 30 Meter, dem Haus nur auf 100 Meter nähern. Anrufe waren verboten. Daran gehalten hat er sich selten. L. wurde im Dezember 2006 noch zu einer Geldstrafe wegen der vielen Nachstellungen verurteilt. "Er drohte damit, die Familie umzubringen, das Haus anzuzünden”, berichtet Rudolf Niederschelp, Leiter der Mordkommission. Die Ehefrau hatte das Haus sichern lassen, "es war hermetisch abgeriegelt”, sagt Niederschelp. Das verhinderte allerdings die Flucht vor dem Feuer durch die Hintertür.
Staatsanwalt Andreas Stüve hat Haftbefehl wegen fünffachen versuchten Mordes und besonders schwerer Brandstiftung beantragt. Beide Delikte können mit Strafen bis zu 15 Jahren Haft geahndet werden. STALKING Begriff Stalking ist englisch und steht für "Jagen" oder "Nachstellen".

Opfer Meist sind es Frauen, die ihren Partner verlassen haben, der die Trennung aber nicht akzeptiert.

Gesetz Der Bundestag hat ein Anti-Stalking-Gesetz beschlossen. Es tritt voraussichtlich im März in Kraft.

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