Vandalismus: Rheinbahn erfindet neuen Wunder-Lack gegen Graffiti

Für eine Million Euro werden 240 Busse mit einem neuen Lack behandelt, Schmierereien lassen sich danach mühelos entfernen.

Düsseldorf. Die Methoden der Schmierer werden immer tolldreister: Längst begnügen sie sich nicht mehr damit, ihre Hinterlassenschaften mit dicken Filzstiften zu produzieren.

Um einen größtmöglichen Effekt zu erzielen, werden die Stifte geöffnet und durch allerlei ätzende Flüssigkeiten angereichert. Flusssäure (eine wässrige Lösung von Fluorwasserstoff) oder Bremsflüssigkeit wurden schon festgestellt.

"Neuerdings wird sogar schwachkonzentrierte Salzsäure eingefüllt", sagt Klaus Storm. Er ist Experte der Firma OS Dienstleistungs GmbH aus Willich und hat im Auftrag der Rheinbahn einen neuen Wunder-Lack entwickelt. Ist eine Fläche damit behandelt, haben Graffiti keine Chance mehr: Mit einem Wisch ist alles weg. Bloß ein bisschen Universalreiniger ist als Hilfsmittel nötig.

Es handelt sich dabei um einen so genannten Hybrid-Lack. "Die obere Struktur ist so fein und dicht, dass Verschmutzungen nicht mehr ins Material eindringen", erklärt Storm.

Das gilt übrigens auch für ganz normalen Dreck: Die Tests bei der Rheinbahn haben gezeigt, dass die Flächen insgesamt sauberer sind. 70 Busse sind schon mit dem neuen Lack behandelt worden.

Alle Seitenwände sowie die Sitz-Rückseiten bekommen die neue Beschichtung. Weitere 170 Busse werden in der nächsten Zeit folgen.

Eine Million Euro investiert die Rheinbahn in diese Aktion. "Auf lange Sicht wollen wir das in allen Fahrzeugen haben", sagt Klaus Klar, Leiter der Rheinbahn-Werkstätten. "Denn Untersuchungen haben gezeigt, dass Sauberkeit für unsere Fahrgäste ganz wichtig ist."

Die steigenden Fahrgastzahlen seien auch darauf zurückzuführen, dass man dem Dreck gezielt zu Leibe rücke. "Früher ist die Reinigung in den Werkstätten quasi nebenbei gemacht worden. Seit zwei Jahren haben wir einen Verantwortlichen dafür, der sich um alles kümmert."

Gemeint ist Toni Platen. Er sorgt dafür, dass alle Busse und Bahnen jede Nacht sauber gemacht werden. 50 Reinigungskräfte sind dafür im Einsatz, dazu 30 Rangierfahrer. Gut 1,2 Millionen Euro kostet das jedes Jahr. Eine echte Sisyphos-Arbeit.

"Aber wenn wir uns ergeben, wissen wir, wie ein neues Fahrzeug schon nach kurzer Zeit aussieht", sagt Platen. Allein durch Graffiti in den Bussen und Bahnen entstehen der Rheinbahn jährlich Schäden in Höhe von 400000 Euro.

Diese Kosten sollen durch den Einsatz des neuen Wunder-Lacks reduziert werden. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Verunzierungen bis zu 100 Mal entfernt werden können, ohne dass der Lack Schaden nimmt. Platen: "Wir gehen davon aus, dass er zehn Jahre hält." Klingt nach einer sauberen Sache...

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