Unterrath DEG-Kneipe vermisst ihre Gäste

Düsseldorf · Seit die Straßenbahnen bis zum Dome fahren, hat sich einiges verändert in den Vierteln drumherum. Der „Hoferhof“ beklagt, dass 120 Fans pro Spieltag weniger kommen. Rheinbahn bietet ihre Hilfe an.

Gabriele Grass ist die Wirtin des „Hoferhof“ in Unterrath.

Gabriele Grass ist die Wirtin des „Hoferhof“ in Unterrath.

Foto: Michaels, Judith (JM)

Sonntag vergangener Woche: Im Hoferhof in Unterrath drehen sich die Gespräche mal wieder um Eishockey. Die DEG spielt gleich ein paar Kilometer weiter im Dome gegen Krefeld. Nun sitzen und stehen sie da in ihren rot-gelben Pullis und Trikots, trinken Alt, essen Mettbrötchen und Frikadellen. Auch die „Niederrheiner“ sind da. Wie immer an Tisch eins unweit der Theke.

Eigentlich müsste die Laune blendend sein, ihr Klub ist Tabellenführer. Doch nicht nur der Freundeskreis von DEG-Fans aus Wesel, Dinslaken, Oberhausen, Mülheim und Hückelhofen ist sauer. „Gucken Sie, wie viele Tische leer sind. Früher kamen viele für ein, zwei Stunden vorbei, jetzt fahren sie direkt zum Spiel“, sagt Dieter Müller und erntet allgemeines Nicken. Auch von Gabriele Grass. „Ich habe 120 Gäste pro Spieltag weniger“, sagt die Wirtin.

Den Grund kennen hier alle: Durch die Verlängerung der Straßenbahnlinie 701 zum Dome hat die Rheinbahn zur neuen Saison die Shuttlebusse vom Unterrather S-Bahnhof zur Halle eingestellt. Früher fuhren die alle paar Minuten. Doch nun seien die Zusatzbusse nicht mehr nötig, findet die Rheinbahn. „Wir müssen jetzt über Derendorf zum Dome fahren, das ist doch Wahnsinn“, sagt Wolfgang Müller. Viele Fans würden deswegen direkt nach Rath oder mit dem Auto fahren – und sich den Weg in den Hoferhof sparen.

Für Wirtin Gabriele Grass ist das eine „Katastrophe“, wie sie sagt. „Ich habe hier zehn, zwölf Jahre etwas aufgebaut für die Fans.“ Damals zogen die DEG-Profis von der Brehmstraße in den Dome. Das war auch für die Anhänger eine Umstellung: Raus aus dem Zooviertel mit seinen vielen Kneipen und Büdchen, rein ins ungastliche Gewerbegebiet nach Rath. Der „Hoferhof“ in der Unterrather Straße ist eine der wenigen Anlaufstellen geworden. Also haben sich die Fans hier eingerichtet. An den Wänden hängen Fanclub-Bilder und Wimpel, an der Decke Dutzende Schals aus ganz Deutschland. „Jetzt kommt keiner mehr von außen. Hier geht ein Stück Fankultur verloren“, sagt Dieter Müller.

Bei der DEG wissen sie um das Thema. Seit Wochen bekommen sie Anrufe und Briefe von enttäuschten Fans. Deswegen haben sie sich dafür eingesetzt, dass die Busse wieder fahren. Beim ersten Heimspiel gegen Iserlohn war das noch nicht der Fall. Beim zweiten gegen Nürnberg sollte das wieder so sein, aber es kam lange Zeit keiner, erst kurz vor Spielbeginn. Für die meisten Fans zu spät, sie waren schon Richtung Derendorf aufgebrochen. Mit entsprechender Laune. „Technische Störung bei der Rheinbahn“, hieß es später. Im Hoferhof glauben sie davon kein Wort.

Dass die Rheinbahn nicht begeistert ist, mindestens 26 Mal im Jahr wieder Busse fahren zu lassen, ist kein Geheimnis. Die Erweiterung der Straßenbahn hat 30 Millionen Euro gekostet. Außerdem habe eine Untersuchung ergeben, dass es die Busse nicht mehr brauche, die allermeisten Fans würden nun die 701 nehmen, sagt Rheinbahn-Sprecherin Heike Schuster. Trotzdem fahren nun zumindest zwei Busse wieder von Unterrath zum Dome, das sei ein Entgegenkommen an die Anhänger, „die sich halt an bestimmte Wege gewöhnt haben“, sagt Schuster. „Die Busse fahren nur zu DEG-Spielen und bei keiner anderen Veranstaltung im Dome.“

Am Sonntag beim Krefeld-Spiel war das wieder der Fall. Im „Hoferhof“ war dennoch deutlich weniger los als in den Vorjahren. Trotz des Derbys. Trotz der Tabellenführung. Wirtin Grass hofft nun, dass die abgewanderten Stammkunden wiederkommen. Sicher sein kann sie nicht. Wer diese Saison schon zweimal vergeblich an der Haltestelle gewartet hat, stelle sich da vielleicht kein drittes Mal hin.

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