Uniklinik: Aufstand der Pflegekräfte

400 Beschäftigte streiken. Uniklinik spricht von massiver Beeinträchtigung. Gewerkschaft hofft auf Verhandlungen.

Uniklinik: Aufstand der Pflegekräfte
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Man hört sie schon von weitem. Gestern Morgen haben sich einige Streikende auf dem Moorenplatz eingefunden. „Wir sind es wert“, steht auf den Plastik-Capes, die sie tragen. Etwa 400 Mitarbeiter der Uniklinik und ihrer Tochtergesellschaften — aus den Bereichen Pflege, Küche, Sicherheit und Technik — haben die Arbeit niedergelegt. Ihrer Forderungen: ein Entlastungstarifvertrag für die Pflegekräfte und ein allgemeiner Tarifvertrag für die Servicebereiche.

Uniklinik: Aufstand der Pflegekräfte
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„Man wird immer wieder angerufen, um einzuspringen. Auch wenn man frei hat“, sagt Krankenschwester Kirsten Strucksberg. Auf den Stationen seien zu wenige Pflegekräfte. Wenn mal jemand krank sei, werde es problematisch. Ihre Kollegin Maren Janker sieht noch ein anderes Problem: „Die Utensilien desinfizieren und immer wieder frische Handschuhe anziehen kostet Zeit — die haben wir oft nicht.“ Das könne dazu führen, dass man mit diesen Dingen nachlässiger umgehen müsse — und das schade den Patienten. Beide sind sich einig: Es braucht mehr Personal. „Der Beruf muss wieder attraktiver werden. Dafür muss man den Leuten auch mehr Geld bezahlen“, sagt Strucksberg.

Eine Situation, wie sie auch andere Düsseldorfer Krankenhäuser betrifft — die Uniklinik ist aber das einzige öffentliche Krankenhaus. Bei den privaten Kliniken gestaltet sich das Streiken oft schwieriger.

Um die Personalsituation an der Uni-Klinik zu verbessern, will die Gewerkschaft Verdi einen Entlastungstarifvertrag erstreiten. „Darin soll genau festgelegt werden, wie viel Personal für welche Anzahl an Patienten eingesetzt werden muss“, sagt Herma Janßen, Gewerkschaftssekretärin im Bereich Gesundheit. Für jede Abteilung solle so ein konkreter Personalschlüssel kommen.

Der Personalmangel macht sich aber nicht nur bei den Pflegekräften bemerkbar. Udo Link arbeitet bei der Haustechnik. Er ist mit seinen Kollegen für 60 Lüftungsanlagen zuständig, die dafür sorgen, dass in Operationssälen der richtige Luftdruck herrscht und über die Luft keine Keime eingespült werden — eine kritische Aufgabe also. „Anfang der 2000er waren wir noch zehn Leute, 2016 nur noch zwei.“

Während die einen draußen streiken, versuchen die anderen drinnen den Betrieb aufrecht zu erhalten. Besonders bemerkbar machte sich der Streik in der Küche. 35 von 45 Mitarbeitern sind nicht erschienen. Für die Patienten gibt es nur Sparmenü: Statt dreien zur Auswahl nur Eintopf — mit oder ohne Fleisch, am Montag vorgekocht. Küchenchef Peter Schröder wirkt angefressen. „Ich ärgere mich nicht über die Mitarbeiter. Aber die Gewerkschaft hat uns keine Chance für einen Notfallplan gegeben“, sagt er. Da die Uniklinik auch auf Stoffwechselerkrankungen spezialisiert sei, sei die richtige Zusammenstellung der Mahlzeiten besonders wichtig. „Das kann den Patienten schon schaden.“

Insgesamt seien alle Stationen besetzt gewesen, sagt Kliniksprecher Stefan Dreising. „Ein paar weniger dringliche Operationen mussten abgesagt werden.“ Das habe etwa ein Drittel der üblicherweise 100 bis 120 OPs am Tag betroffen.

Prinzipiell akzeptiere man bei der Klinikleitung, dass die Mitarbeiter von ihrem Streikrecht Gebrauch machten. Zum Verhandeln habe die Uniklinik aber nicht das Mandat — das liege bei der Tarifgemeinschaft deutscher Länder. Verdi sieht das anders. „Sie können das Mandat zurückfordern oder die Gemeinschaft dazu auffordern, zu verhandeln“, sagt Janßen. Das auszusitzen sei keine Lösung. Die Gewerkschaft wertet den Streiktag als Erfolg. „Wir konnten uns gut über konkrete Fälle austauschen“, sagt Janßen. Nun warte man auf eine Reaktion. Wenn die Klinik keine Bereitschaft zu Verhandlungen zeige, seien weitere Streiks nicht ausgeschlossen.

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