Uni-Team schickt Flechten ins All

Sieglinde Ott testet die Widerstandsfähigkeit der Organismen und die Umweltbedingungen auf dem Mars.

Uni-Team schickt Flechten ins All
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Flechten sind Organismen, die aus Pilzen und Algen bestehen und eine Symbiose eingehen. Das heißt, der eine kann ohne den anderen nicht, sie bestehen nur in einer Lebensgemeinschaft. „Diese Lebensform ist unglaublich widerstandsfähig und wahrscheinlich schon vor über 600 Millionen Jahren entstanden“, sagt Professor Dr. Sieglinde Ott.

Grund genug für die Wissenschaftlerin und ihr Team um Dr. Joachim Meeßen, zu testen, wie lebensfähig diese Organismen sind. Dazu wurden sie vorige Woche mit einer Rakete ins All geschossen und von außen an der ISS-Raumstation angebracht. Dort werden sie etwa ein Jahr bleiben und dann wieder auf die Erde gebracht.

Ott betreibt Grundlagenforschung: „Flechten sind wechselfeuchte Organismen. Sie verlieren Wasser, wenn es trocken wird und dann schlafen sie im Prinzip. Wenn sie dann aber irgendwann einmal Wasser bekommen, dann werden sie wieder stoffwechselaktiv. Man kann sich das wie bei einem Schwamm vorstellen.“ Interessant ist für die Forscher zu erfahren, inwieweit diese Widerstandsfähigkeit auf andere Lebensformen übertragbar ist.

2007 haben die Forscher schon einmal Flechten ins Weltall geschickt. Damals wurde der Stoffwechsel in Bezug auf die Photosynthese untersucht. „Wir haben damals festgestellt, dass die Flechten überlebten und wieder aktiv wurden, nachdem wir sie befeuchtet hatten“, sagt Ott.

Flechten sind die vorherrschende Vegetation in der Antarktis. Der Pilz schützt die Alge vor zu viel Lichteinfall und produziert dabei auch chemische Kristalle, die sich in der Flechte ablagern. „Wir möchten auch wissen, ob sich diese Kristalle in Raumanzügen verarbeiten lassen, die Astronauten schützen können.“

Im zweiten Teil des Experiments wird erforscht, inwieweit Biogene Substanzen wie Chlorophyll durch die Weltraumbedingungen zersetzt werden oder bestehen können. Ein weiterer Bestandteil ist die Simulation der Umweltbedingungen auf dem Mars.

Dieses Projekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt heißt „Biomex“ und besteht aus einer Gruppe von 25 europäischen Wissenschaftlern unter der Leitung von Dr. Jean Pierre de Vera. Die Kosten, mehrere Millionen Euro, zahlt die Europäische Weltraumorganisation (ESA). Zum Mars möchte die Biologin selbst aber nicht: „Das dauert mir viel zu lange. Da fahre ich lieber in die Antarktis.“

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