Uni-Klinik: Übung macht den Arzt
Weil es zu wenig geeignete Patienten gibt, üben Studenten jetzt an Puppen.
Düsseldorf. Eva Poscher sitzt hochkonzentriert vor einer klaffenden Wunde, in den Händen hält sie Nadel und Faden. Seelenruhig fängt sie an, den Schnitt zu verarzten. Das Besondere an dieser Situation: Poscher studiert im sechsten Semester Humanmedizin an der Heinrich-Heine-Universität. Und vor ihr liegt kein echter Patient, sondern ein viereckiges Hautmuster aus Silikon. "Ich bin wirklich froh, dass ich das chirurgische Nähen erst üben kann, bevor ich auf Patienten losgelassen werde", sagt sie. Das war bisher nicht selbstverständlich. Die Studenten klagten über fehlenden Praxisbezug. 476 Stunden sollten sie am Patienten trainieren - eine Zahl, die nicht mal annähernd erreicht wurde, weil es in der Uni-Klinik nicht genug geeignete Patienten gibt. Dort werden vor allem schwere Fälle behandelt, an denen die Studenten nicht üben dürfen.
Gestern hat nach zwei Jahren der Planung an der Uni-Klinik das "Trainingszentrum für Ärztliche Fähigkeiten" eröffnet. Dort können Medizinstudenten praktische ärztliche Tätigkeiten an Dummies und Laienschauspielern üben: Sie punktieren Venen, legen Katheter, reanimieren Patienten, simulieren Gespräche mit Kranken oder üben den Umgang mit dem Sonographen - umgangssprachlich auch Ultraschallgerät genannt. Studiendekanin Stefanie Ritz-Timme erläutert: "Das Training kommt Studierenden und Patienten zugute." Grundlegende Fähigkeiten würden nicht erst in Praxis und Krankenhaus am Patienten erlernt, wertvolle Zeit des Lernens während des Praktischen Jahres gehe nicht für Basiswissen verloren.
Die Klinik hat zehn Forschungsräume für das Trainigszentrum zur Verfügung gestellt. Der Umbau und Investitionen für Geräte sowie Dummies haben mehr als 200.000 Euro gekostet.
Für Wen Studenten ab dem fünften Fachsemester trainieren praktische ärztliche Tätigkeiten wie Venen punktieren an Laienschauspielern und Dummies. Sie werden dabei in kleinen Gruppen von Tutoren aus höheren Semestern betreut.
Lerninhalte Sonographie, Lebensrettende Maßnahmen, Gesprächsführung, Steriles Arbeiten/Harnblasenkatheter, körperliche Untersuchung/EKG, Venenpunktion/Infusionstechniken, Chirurgisches Nähen, Mikroskopische Diagnostik.
