Uni-Klinik bleibt auf Sparkurs

Wolfgang Raab, Chef der Uni-Klinik, über das liebe Geld, Partnerschaften mit Privatunternehmen und Klinik-Konkurrenz.

Düsseldorf. WZ: Herr Professor Raab, Sie haben dem Klinikum einen strammen Sparkurs verordnet - wie hat er sich auf das vergangene Jahr ausgewirkt?Professor Wolfgang Raab: Es wird wohl - nach jetzigem Stand - auf einen Überschuss hinauslaufen, den wir erwirtschaftet haben. Wir haben kräftig gespart, weiter Personal aus patientenfernen Abteilungen abgebaut und unser Abfindungsprogramm zeigt auch erste Ergebnisse: Etwa 50 Mitarbeiter haben das Klinikum verlassen. Nach wie vor gibt es aber viele Schwierigkeiten, mit denen wir es zu tun haben. WZ: Ein Überschuss weckt Begehrlichkeiten, ist jetzt genug gespart oder das Ende der Zurückhaltung gekommen?Raab: Den Überschuss müssen wir für den Abbau unserer Verbindlichkeiten in Höhe von rund 14Millionen Euro verwenden und können ihn nicht auf die hohe Kante legen oder beispielsweise in Neubauten investieren. WZ: Es kommen in Zukunft Tarifverhandlungen auf Sie zu. Die Gewerkschaften werden sich vermutlich nicht mit einem Prozent mehr in der Lohntüte zufrieden geben.Raab: Wie gesagt, das Ende des Sparkurses ist nicht in Sicht. Sollte sich Verdi mit ihrer Forderung nach acht Prozent mehr Lohn durchsetzten, würde das unser Haus einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Es gibt keine Alternative zum Sparen, auch wenn das noch nicht überall angekommen zu sein scheint. WZ: Sie meinen den Personalrat, der sich sehr kämpferisch gibt?Raab: Ich beobachte besonders in Teilen des nichtmedizinischen Bereichs eine Art Verweigerungshaltung, die uns allen schadet. Aus dogmatischen Überlegungen werden Partikularinteressen verfolgt und das Wohl des Klinikums und der Gesamtheit seiner Mitarbeiter aus den Augen verloren WZ: Statt zu sparen könnten Sie beispielsweise mehr Patienten behandeln, in dem sie ihr Leistungsspektrum vergrößern?Raab: Das machen wir. Wir haben voriges Jahr mehr Patienten behandelt, obwohl wir die Bettenzahl reduzieren mussten. Außerdem haben wir neue Bereiche erschlossen. Zum Beispiel haben wir gehörlosen Patienten Cochlea Implante (Hightech-Innenohrprothesen, Anm. der Red.) eingesetzt. Zu Jahresbeginn hatten wir darüber mit den Krankenkassen verhandelt. Das ist ein Erfolg, der sich auch in der Kasse bemerkbar macht. Es gibt aber gewisse Einschränkungen: man muss mit den Krankenkassen ein jährliches Budget vereinbaren. Wenn man darüber hinaus Patienten behandelt, wird ein Teil der Erlöse an die Kassen zurückgezahlt. WZ: Durch das neue Hochschulmedizingesetz, seit 1. Januar in Kraft ist, haben Sie weitere Gestaltungsspielräume etwa bei der Zusammenarbeit mit privaten Partnern. Wie wollen Sie die nutzen?Raab: Wir werden unsere Freiheiten nutzen und künftig verstärkt nach privaten Partnern suchen, mit denen wir bestimmte Projekte gemeinsam angehen. Das bedeutet auch, dass wir Outsourcing weiter betreiben werden, wie angekündigt beginnend bei der Zentralsterilisation. Private können bestimmte Leistungen professioneller anbieten als wir und wir können uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren. Bei Neubauten können wir etwa 20 bis 25 Prozent sparen und zudem schneller planen. Auch bei der Beschaffung von medizinischen Großgeräten lässt sich Geld sparen, wenn man sie über einen Zentraleinkauf bezieht, der entsprechende Mengen beim Hersteller ordert. WZ: Es müssen nicht notwendigerweise private Unternehmen sein, Sie könnten mit den fünf weiteren Universitätskliniken in Nordrhein-Westfalen zusammenarbeiten.Raab: Richtig, da sind wir in Gesprächen, in einigen Bereichen wird die Zusammenarbeit auch schon umgesetzt. Mit den Kliniken in Köln und Bonn arbeiten wir eng in der Highend-Diagnostik zusammen. Über Datenleitungen können wir uns problemlos austauschen. Beispielsweise muss nicht in jedem Haus zu jeder Zeit ein Experte anwesend sein, der ein bestimmtes Gerät bedient. Da gibt es noch jede Menge Potenzial. WZ: Sie stehen aber auch in Konkurrenz zueinander. Bei der Einrichtung von sieben neuen Exzellenz-Professuren durch Minister Andreas Pinkwart ist Düsseldorf leer ausgegangen - wurmt Sie das?Raab: Natürlich sind wir nicht glücklich über die Entscheidung. Das passt nicht zu unserem Anspruch. Wir müssen jetzt erst die Rückmeldung aus dem Ministerium abwarten und sehen, woran es gelegen hat. Wir hatten uns in zwei Bereichen - Regenerative Lebertherapie und Neurologie - beworben und uns eigentlich gute Chance ausgerechnet. Besonders schmerzt, dass die Professur für Altersmedizin nach Köln gegangen ist, weil das einer unserer wissenschaftlichen Schwerpunkte ist, der künftig noch ausgebaut wird. WZ: Was sind weitere Schwerpunkte?Raab: Studien zeigen ganz klar, dass Menschen immer älter werden, darauf müssen wir uns einstellen. Wir müssen also flexibel sein und uns auf künftige Anforderungen einstellen. An Altersmedizin, Neurologie, Onkologie, der Behandlung von kardio-vaskulären Erkrankungen und an Hepatologie geht für uns kein Weg vorbei. Außerdem bauen wir die Bereiche Stammzellen und Infektionsmedizin aus. WZ: Es gibt aber Überlegungen, an der Uni-Klinik Münster ein Infektionszentrum einzurichten.Raab: Das Zentrum gehört nach Düsseldorf. Das ist auch aus Sicht der Patienten sinnvoll. Hier ist nicht nur ein renommierter wissenschaftlicher Schwerpunkt, sondern auch der Flughafen, ein Drehkreuz auch für Infektionskrankheiten. Wir warten auf das Startsignal, um den Neubau eines fertig geplanten Leber- und Infektionszentrum zu errichten. Weitere Projekte

Weibliche Wissenschaftler Laut Wolfgang Raab hat die Uni-Klinik zu wenige weibliche Mitarbeiter - besonders in der Forschung und Medizin. Raab will deswegen auf dem Gelände der Klinik einen Kindergarten einrichten, an dem schon Kinder ab fünf Monaten versorgt werden.

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