Straßennamen Umbenennung von Straßen in Düsseldorf: Initiative kritisiert Entscheidungen

Düsseldorf · Der Arbeitskreis „Düsseldorf postkolonial“ findet zum beispiel den Kolonialherrn Soden gar nicht „unbedenklich“, wie ihn der wissenschaftlich Beirat eingeordnet hat.

 Auch die Porschestraße ist umstritten.

Auch die Porschestraße ist umstritten.

Foto: David Young

Der Arbeitskreis „Düsseldorf postkolonial“ begrüßt die Empfehlung des wissenschaftlichen Beirats zur Überprüfung Düsseldorfer Straßennamen, fünf Straßen, die nach kolonialen Akteuren benannt sind, umzubenennen. Dazu gab die Initiative am Montag eine Stellungnahme raus. Darin kritisiert er aber auch die Einschätzung des Beirats, einige Personen aus der Kolonialzeit als „unbedenklich“ einzuordnen. Die Umbenennung könne ein wichtiger erster Schritt für Düsseldorf sein, um sich der kolonialen Vergangenheit zu stellen.

Der Arbeitskreis befürchtet jedoch, dass der Beirat den Kolonialismus in seiner Tragweite und seinen Folgen für die Gegenwart unterschätzt. Das zeige sich an bestimmten Beispielen. Der Beirat hat kritische Straßennamen drei Kategorien zugeordnet, von A (schwer belastet/nicht haltbar) bis C (unbelastet). Dabei wurden mehrere koloniale Straßennamen als wenig belastet oder unbelastet eingeschätzt. Zum Beispiel wurde Julius von Soden in die Kategorie C einsortiert, obwohl er Gouverneur von zwei Kolonien, Kamerun (1885-1890) und Deutsch-Ostafrika (1891-1893) war und damit an der Spitze des dortigen Kolonialsystems stand. Der Gouverneur war der höchste Beamte einer Kolonie. Er setzte die Interessenspolitik Deutschlands vor Ort um. Während Sodens Amtszeit in Kamerun wurden zahlreiche kriegerische Expeditionen ins Inland durchgeführt, die hunderte von Menschenleben kosteten und große Landflächen wurden enteignet. Soden war – als Anteilseigner an diesen Plantagen – Nutznießer seiner eigenen Politik. Auch während seiner Zeit in Deutsch-Ostafrika stellte er die Kolonialpolitik niemals in Frage. Deutschlands Kolonialmacht zu stärken war stets sein Anliegen.

Das deutsche Kolonialsystem beruhte auf Gewaltanwendung und einer Ungleichbehandlung von Menschen, die ideologisch als minderwertig eingestuft wurden. Die Folgen dieses kolonialen Denkens wirkten bis heute in Form von Rassismus und ungleichen Wirtschaftsstrukturen, so der Arbeitskreis „Düsseldorf postkolonial“. Dieser könne daher nicht nachvollziehen, warum ein Julius von Soden als unbedenklich eingestuft wurde und fordert einen breiten partizipativen Prozess.

Der Kulturausschuss hat die Mahn- und Gedenkstätte sowie das Stadtarchiv mit der Prüfung der Namen beauftragt. Nach anderthalb Jahren hat der eingesetzte siebenköpfige Beirat Ergebnisse vorgelegt. Er empfiehlt dem Stadtrat, zwölf Namen zu ändern (Kategorie A): Pfitznerstraße, Petersstraße, Wissmannstraße, Porschestraße, Münchhausenweg, Lüderitzstraße, Woermannstraße, Leutweinstraße, Schlieffenstraße, Wilhelm-Schmidtbonn-Straße, Heinz-Ingenstau-Straße, Hans-Christoph-Seebohm-Straße.

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