Verkehr Überraschende Wende: Stadt Düsseldorf plant weitere U-Bahn-Strecken

Düsseldorf · Bis vor kurzem galt, dass der U-Bahn-Bau in Düsseldorf abgeschlossen ist. Nun gibt es Pläne für weitere Tunnel und Bahnhöfe in Bilk und in Golzheim.

 Die Wehrhahn-Linie fährt durch die noch recht neuen U-Bahn-Röhren.

Die Wehrhahn-Linie fährt durch die noch recht neuen U-Bahn-Röhren.

Foto: Melanie Zanin

Nach dem sehr lange dauernden und sehr teuren Bau der Wehrhahn-Linie galt vor drei Jahren eigentlich allgemein das verkehrspolitische Diktum: Keine neue U-Bahnstrecke mehr in Düsseldorf. Doch das ist passé. Stattdessen legte die Verwaltung am Mittwoch im Verkehrsausschuss ein umfangreiches „ÖPNV-Zielkonzept“ vor, dass allein vier neue Stadtbahnverbindungen mit zwei neuen U-Bahntunneln vorsieht: eine Tunnelverlängerung vom Kennedydamm zum Reeser Platz (U78, U79); die Messeumfahrung (U80); den dritten Bauabschnitt der U81 vom Flughafen-Terminal bis Flughafen-Bahnhof; der Südast der Wehrhahn-Linie vom Bilker Bahnhof bis zur Uni-Klinik (U71, U73, U83). Der Verkehrsausschuss hat am Mittwoch erste Pläne zur Kenntnis genommen, allerdings noch ohne jede Kostenschätzung. Die konkrete Planung und Umsetzung erfordert erfahrungsgemäß viele Jahre. Die Vorbereitung aller vier Projekte kostet nach städtischen Angaben rund 21 Millionen Euro.

Möglich wird die überraschende Wende in der hiesigen Verkehrspolitik durch zwei Beschlüsse in Berlin. Im Klimaschutzpaket hat die Bundesregierung die Absicht erklärt, den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu machen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat deshalb den Vorschlag gemacht, die Zuschüsse um mehr als eine Milliarde zu erhöhen. Bisher erhalten die Länder vom Bund 8,6 Milliarden Euro pro Jahr für den Nahverkehr, im Zeitraum von 2020 bis 2023 soll dieser Betrag um insgesamt rund 1,2 Milliarden Euro steigen. Dafür sollen die Städte mehr Fahrten bestellen oder Tickets günstiger anbieten können sowie Stadt- und U-Bahnen sanieren und/oder ausbauen.

Vor diesem Hintergrund erklärt sich, dass es bei den Düsseldorfer Verkehrspolitikern viel Zustimmung für die Vorschläge der Stadt gibt. „Lieber gestern als morgen“, sagt Andreas Hartnigk (CDU) zu beiden Projekten. Er schlägt vor, die U80 als U-Bahn unter der Rotterdamer Straße zu bauen, die dann in Höhe Reeser Platz links abschwenkt, um dann an der Kaiserswerther Straße an den neuen Tunnel zum Kennedydamm anzudocken. U78 und U79 fahren ab Reeser Platz in Richtung Nordpark wie bisher oberirdisch weiter.

Auch Norbert Czerwinksi von den Grünen findet an dieser großen Lösung Gefallen: „Der enorme Bauvorteil wäre, dass bei dieser längeren Röhre auf jeden Fall die Tunnelbohrmaschine eingesetzt werden könnte.“ Bei den Grünen gelte zwar für neue Stadtbahnstrecken immer noch der Grundsatz „Oberirdisch vor unterirdisch“. Doch zwischen Kennedydamm und Reeser Straße sei die Kaiserswerther Straße einfach zu eng für oberiridische Hochbahnsteige, sagt auch Czerwinski: „Für diese zudem sehr störanfällige Strecke zur Arena ist ein Stück mehr Tunnel sinnvoll.“

Die Projekte im Detail

Tunnelverlängerung Kennedydamm - Reeser Platz (obere Karte) Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke schlägt eine 1,7 Kilometer lange Röhre für die Linien U78 und U79 vor – inklusive zweier unterirdischer Bahnhöfe: Kennedydamm und Theodor-Heuss-Brücke. Die Haltestelle Golzheimer Platz soll entfallen. Damit bei Großveranstaltungen in der Arena und auf dem Messegelände die Bahnkapazitäten auf bis zu vier Wagen pro Zug erweitert werden können, sollen zudem die oberirdischen Bahnsteige Reeser Platz, Nordpark/Aquazoo, Messe Ost/Stockumer Kirchstraße und Freiligrathplatz (in der Beckbuschstraße) von derzeit 90 auf 115 Meter verlängert werden.

Messe-Umfahrung (obere Karte) Mit der beschriebenen Tunnelverlängerung eng verbunden ist die seit 20 Jahren diskutierte und nun neu vorgelegte Schaffung einer Linie U80 von der Arena / Messe Nord über Messe-Süd zum Reeser Platz. An der Messe-Süd entstünde eine unterirdische Station. Das Problem ist allerdings nach wie vor, wie Nordpark und Engländerwiese möglichst schonend unterfahren werden können.

Südliche Verlängerung der Wehrhahn-Linie (untere Karte) Während die ersten beiden Projekte mittelfristig anvisiert sind, ist der neue Südast der Wehrhahn-Linie ein langfristiges Projekt. Die Stadt schlägt dafür zwei neue U-Bahnhöfe vor, am Bilker S-Bahnhof, an dem die Wehrhahn-Linie im Moment wieder auftaucht und unter dem Suitbertusplatz. In der heutigen Röhre ist eine entsprechende Abzweigung vorbereitet, an die man anschließen könnte.

Weiterer Streckenabschnitt für die Linie U81 (obere Karte) Ebenfalls auf der „Langfrist-Liste“ steht die Fortsetzung der U81. Diese Linie soll zunächst vom Freiligrathplatz zum Flughafen-Terminal gebaut werden, wenn möglich bis zur Fußball-Europameisterschaft 2024. Ein weiterer Abschnitt könnte vom Flughafen-Terminal zum Flughafen-Bahnhof verlaufen, mit einer Oberflächenhaltestelle „Wanheimer Straße“.

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