U-Dax baggert die Umsätze weg

Viele Geschäftsleute klagen zum Teil über massive Umsatzeinbußen – die ersten zwölf Anträge auf Entschädigungen sind schon gestellt.

Düsseldorf. Kein Mensch muss müssen - ließ der Dichter Lessing einst seinen weisen Nathan sagen. Dass er dabei nicht den Bau der Wehrhahn-Linie im Kopf hatte, darf man unterstellen. Denn müssen müssen derzeit vor allem die Geschäftsleute rund um das Megaprojekt - die Baustelle ertragen und mit kräftigen Umsatzeinbußen leben.

Für manchen Händler wird es richtig eng. "Die Leute meiden den Wehrhahn wegen der Baustelle und kommen sie doch vorbei, dann auf der anderen Straßenseite", ärgert sich Teppich-Händler Djamal Nemetzade. Ali Reza-Ghasemi vom Trendstore geht es ähnlich - 50 Prozent weniger Umsatz sind seine Horrorvorstellung. Etwas optimistischer ist Ingo Gresens von Optik Schulte. Nicht was die Baustelle angeht, sondern seinen Umsatz betreffend, der bis zu 15Prozent geringer ausfallen könnte.

Immerhin: Die Stadt gewährt Ladeninhabern zwar eine Entschädigung - je nach Art, Dauer, Intensität und Auswirkung, die der Bau das "zu duldende Maß" übersteigt. So steht es in einem Merkblatt, welches das Amt für Verkehrsmanagement herausgegeben hat.

Wie hoch das Maß genau ist, bleibt offen. "Das kann man nicht pauschal sagen, das hängt vom Einzelfall ab", sagt Amtsleiterin Andrea Blome. Bis jetzt haben zwölf Anlieger Anträge auf Entschädigung gestellt. "Die werden wir schnell prüfen, und wenn Ansprüche bestehen, begleichen."

Vor allem Ladeninhaber hoffen auf einen finanziellen Ausgleich, aber auch ein Hauseigentümer hat sich schon gemeldet. Ihm hatte ein Mieter wegen der Lärm- und Dreckbelästigung die Miete gekürzt - die fehlende Einnahme hätte der Vermieter gern von der Stadt wieder.

Laut Gesetz muss das erst nach Abschluss der Bauarbeiten geschehen - bei der Wehrhahn-Linie wäre das im Jahr 2014. "So lange muss aber niemand warten", sagt Blome. "Denkbar ist, dass wir auch Abschläge auf etwaige Entschädigungen zahlen. Wir wollen schließlich niemandes Existenz gefährden."

Möglicherweise hat die Stadt aus früheren Projekten gelernt oder aus dem Blick in Nachbarstädte, die sich ebenfalls eine neue Untergrundbahn gegönnt haben. "Die Kommunikation mit der Verwaltung ist gut, das Verfahren transparent", sagt Oliver Neuhoff, Verkehrsreferent bei der Industrie- und Handelskammer. "Vor allem die Anliegerbeauftragten sind eine gute Sache. Die haben beispielsweise beim U-Bahn-Bau an der Kölner Straße völlig gefehlt."

Dass die Stadt berechtigte Ansprüche schnell begleichen will, ist eine Sache. Dass sie die Anträge dennoch gründlich prüft, eine andere. "Das sind Steuergelder, die wir nicht verschenken können", sagt Blome. Ein Antrag sei von einem Händler gekommen, vor dessen Tür der Bau noch nicht mal begonnen habe. Was der Stadt noch blühen könnte, zeigt der Blick nach Köln. Dort haben mehr als 1000 Menschen einen Antrag auf Entschädigung gestellt, während die unterirdische Nord-Süd-Bahn gebaut wurde.

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