Wohnungsbau Trotz Demo und Kritik: Düsseldorfer Kronenhaus droht Abriss

Düsseldorf · Die für den Düsseldorfer Stadtteil Unterbilk zuständigen Politiker waren verärgert über den geplanten Abriss des alten Kronenhauses. CDU und SPD wollen einem Neubau zustimmen, weil der Investor nun eine neue Gestaltung der Fassade präsentiert. Das überzeugt nicht alle.

 So soll die Fassade für den Neubau an der Kronenstraße aussehen und mit abgerundeten Fenstern und Backsteinen an das alte Kronenhaus erinnern.

So soll die Fassade für den Neubau an der Kronenstraße aussehen und mit abgerundeten Fenstern und Backsteinen an das alte Kronenhaus erinnern.

Foto: RKW Architektur + für Project Immobilien

Skepsis und Kritik hatte die Bauvoranfrage von Investor Project Immobilien im Juni in der Bezirksvertretung 3 ausgelöst. Verärgert waren die für den Stadtteil Unterbilk zuständigen Politiker über den geplanten Abriss des alten Kronenhauses. Auf dem Grundstück Kronenstraße 10-12 des seit 14 Jahren leerstehenden ehemaligen Altenheims will der Investor ein Mehrfamilienhaus mit 18 Wohnungen und im Innenhof neun Stadthäuser bauen. Zudem ist eine Tiefgarage (22 Plätze) geplant.

Die Politiker von SPD, CDU und Grünen wunderten sich, dass dafür auch die jugendstilgeprägte Fassade des Kronenhauses zerstört werden sollte. Denn ein früherer Investor, der 2016 einen Bauantrag gestellt hatte, wollte das Haus sanieren und umbauen. Die Politik bat den neuen Investor, seine Pläne zu überdenken. Man verabredete sich zum Gespräch.

Mehrheitsfraktionen sehen nun einen gelungenen Kompromiss

Das hat kürzlich stattgefunden. In einer Stellungnahme teilen die Fraktionen von SPD und CDU, die im Stadtbezirk 3 kooperieren, mit: „Der Investor hat die geäußerte Kritik ernst genommen und nun eine komplett überarbeitete Fassaden-Gestaltung vorgestellt.“ Bezirksbürgermeister Marko Siegesmund (SPD) sagt: „Dies stellt aus unserer Sicht einen gelungenen Kompromiss dar zwischen den Anforderungen an modernen Wohnraum und der Erinnerung an die stadtbildprägende Fassade. Wir konnten in den Gesprächen entscheidende Verbesserungen durchsetzen.“ Die nun überarbeitete Bauvoranfrage soll am 17. September in der Bezirksvertretung vorgestellt werden. Dort wird sie wahrscheinlich eine Mehrheit bekommen. Das bedeutet: Der Abriss droht.

Zwar erklärt auch Thorsten Graeßner (Grüne), dass sich der neue Vorschlag des Büros RKW Architektur „deutlich besser in die Umgebung einpasse und die straßenprägende Fassade des Kronenhauses aufnehme. Dennoch sei dieser Kompromiss für ihn „keine tragfähige Lösung“. Für seine Fraktion kündigte er für die September-Sitzung eine Anfrage zum Denkmalschutz an. Die Fassade mit den Jugendstilapplikationen sei fast im Original erhalten. Von der Bauverwaltung will er wissen, warum die nicht mehr unternehme, um  „historische Bauten der Stadt zu retten?“

Grüne: Skandal, dass das Gebäude 14 Jahr lang leersteht

Ein Skandal sei es zudem, dass so ein Gebäude so lange leerstehe, „ohne dass der Eigentümer von der Stadt stärker in die Pflicht genommen wird“, sagt Graeßner. Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Walter Schmidt (CDU) meint: „Die 27 neuen Wohneinheiten sind deutlich besser als ein seit 14 Jahren leerstehendes und in der Substanz bereits deutlich geschädigtes Gebäude.“

Unzufrieden sind die Politiker darüber, dass das Unterbilker Grundstück nicht unter das städtische „Handlungskonzept Wohnen“ falle, das mindestens 40 Prozent geförderten bzw. preisgedämpften Wohnraum vorgebe. Auch die „Bilker Initiative - Wohnen für alle“ hatte noch am 25. Juli vor dem Kronenhaus gegen den Abriss und für neuen bezahlbaren Wohnraum demonstriert. Nun aber werden hier weitere hochpreisige Wohnungen entstehen.

Angesichts der aktuellen Debatte sagt Marko Siegesmund: „ Ich begrüße die Entscheidung des Stadtrats, dass bei städtischen Grundstücken kein frei finanzierter Wohnraum mehr entstehen soll, plädiere aber noch zusätzlich für eine Erhaltungssatzung für alle kritischen Bereiche im Stadtbezirk mit einem städtischen Vorkaufsrecht, so dass wir bei künftigen Entscheidungen mehr Spielraum haben.“

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