Touristen entdecken Düsseldorf

Immer mehr Städtereisen führen nach Düsseldorf. Die größte Anziehungskraft haben nach wie vor Kö und Altstadt.

Düsseldorf. Da staunte der Tourist aus den USA. Ob denn die Schafe echt seien, fragte er verblüfft, als sein Blick während einer Stadtrundfahrt auf das Rheinufer fiel. Deutschland sei doch eine Industrienation. So viel ländliches Flair passte einfach nicht in sein Bild von einer pulsierenden, deutschen Stadt des 21. Jahrhunderts.

Gerade die Vereinbarkeit scheinbarer Gegensätze scheint viele Touristen an Düsseldorf zu faszinieren. Rheinische Gemütlichkeit trifft auf hektische Geschäftigkeit, Traditionsbewusstsein auf Zukunftsgläubigkeit, Dörflichkeit auf Metropole.

"Vor allem Reisende aus dem Ausland stellen sich Düsseldorf oft größer vor", sagt beispielsweise Cyrus Heydarian, Generaldirektor des Breidenbacher Hofs. Das würde aber nach einer ersten Enttäuschung oft positiv gesehen.

Das bestätigt auch Eva-Maria Illigen-Günther von der Düsseldorf Marketing & Tourismus GmbH (DMT): "Überschaubarkeit und kurze Wege" würden von den meisten Touristen sehr geschätzt - offenbar sogar immer stärker.

Denn Düsseldorf wird als Ziel von Städtereisen immer beliebter. Seit 2003 steigen Jahr für Jahr die Übernachtungszahlen aller Gäste - und zwar von 2,3 auf knapp 3,4 Millionen. Zwar lässt sich das Verhältnis von Touristen und Geschäftsreisenden nicht auseinander rechnen, fest steht allerdings, dass die Zahl ganz unabhängig von der Stärke des Messejahres - und damit der Geschäftsreisen - gewachsen ist.

Dazu kommen Schätzungen zufolge 17 Mal so viele Tagestouristen. Auch die Zahl der Stadtführungen wächst bei der DMT. Im Vergleich zum Vorjahr gab es im Juni ein Plus von 14 Prozent.

Knapp 70 Prozent der Besucher kommen aus Deutschland, jeweils drei bis vier Prozent aus den Niederlanden und Großbritannien. "Die größte Anziehungskraft haben nach wie vor Königsallee und Altstadt", sagt Illigen-Günther. Keine große Überraschung also, dass das beliebteste Souvenir bei der DMT ein Altbierglas ist.

Nach Kö und Altstadt lockt der Medienhafen die meisten Besucher an. "Wir haben bei uns beispielsweise oft Architektur-Studenten zu Gast, die es insbesondere dorthin zieht", sagt Barbara Mott vom Jugendherbergswerk Landesverband Rheinland in Düsseldorf.

Darüber hinaus ist das Touristenaufkommen in Düsseldorf bunt gemischt. Während Mott zunehmend junge Familien beobachte, die mit dem Rad auf der Rheinschiene unterwegs seien, weist Hoteldirektor Heydarian auf Luxus-Touristen aus Russland und Arabien hin.

Königsfamilie aus dem Mittleren Osten kämen schon mal samt 40 Angestellten Personal und 14 S-Klassen, genössen das milde Klima, ließen sich medizinisch versorgen und gingen auf der Kö einkaufen.

Konsum geht für Düsseldorf-Touristen also zugespitzt gesagt vor Kultur, zumal das K20 zurzeit umgebaut wird. Ungewöhnlich ist das jedoch nicht. Düsseldorf befindet sich sogar in guter Gesellschaft: In Washington zeigte kürzlich eine Studie, dass mehr Touristen das riesige Shopping-Center besuchten als das Weiße Haus.

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