Tierschutz: Mercedes stoppt die Katzen-Mutter

Sybille Korsawe fütterte Katzen auf dem Gelände von Daimler. Nach 20 Jahren ist Schluss.

Düsseldorf. Zu gern würde die 60 Jahre alte Frau im pinkfarbenen Sommerkleid noch einmal „ihren Wuschel“ sehen. Den Kater, der gerade irgendwo auf dem hunderttausende Quadratmeter großen Werksgelände von Daimler herumstromert, hat Sybille Korsawe beim Aufwachsen begleitet. Ihn gefüttert und dafür gesorgt, dass es ihm gut geht. Neben Wuschel leben noch elf weitere Katzen auf dem Gelände an der Rather Straße. Vor mehr als 20 Jahren waren es gut 200.

1991 bekommt die Tierfreundin einen Hilferuf des Unternehmens. „Die Katzen haben sich wild vermehrt und hatten nichts zu fressen“, sagt Korsawe. In den Jahren ist die Versorgung der Tiere zu ihrer Lebensaufgabe, ihrer Stütze geworden. Das Areal an der Rather Straße sei zu einem zweiten Zuhause geworden. Doch vor knapp einem Monat erhält die Frau eine E-Mail von der Werksleitung. Man brauche ihre Hilfe nicht mehr. „Die Mercedes-Mutter hat ihre Kinder verloren“, kommentiert die Tierschützerin den Tränen nah.

Sie könne das Verhalten nicht verstehen. „Ich finde diese Art so bescheuert. Wenn es nur um die rund 100 Euro im Monat für Fahrtkosten geht, dann hätte ich es auch auf eigene Kosten weitergemacht.“

Alle zwei bis drei Tage fährt sie in der Vergangenheit vom niederrheinischen Rheurdt, wo sie mit Ehemann, Mops Mogli und acht Katzen lebt, nach Düsseldorf zum Füttern. Selbst Heiligabend. „Mein kleines Auto habe ich extra deswegen angeschafft“, sagt sie. Darin stehe immer ein Eimer mit Futter und ein Käfig. „Die einzige Schramme, die ich reingefahren habe, ist passiert als ich eine sterbende Katze von Daimler zum Tierarzt brachte — da habe ich gar nichts mehr gesehen“, sagt sie. Jetzt habe sie nur noch Mops Mogli.

Um Kosten zu sparen, gehe es bei der Entscheidung nicht, sagt Anja Eschweiler vom Sprinter-Werk. „Wir haben uns für den Düsseldorfer Katzenschutzbund entschieden“, sagt sie. Zum einen, weil er vor Ort sei und bereits die Katzen auf dem benachbarten Großmarkt betreue.

Zudem können die Ehrenamtler jeden Tag zum Füttern kommen. „Uns geht es nur darum, dass die Katzen gut versorgt sind“, sagt Eschweiler. Dafür zu sorgen, ist Pflicht des Unternehmens. Wer Tiere durch Fütterung dauerhaft an sich bindet, wird zum Tierhalter.

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