Thyssen: Zerschlagungs-Pläne in der Schublade

Die IG Metall befürchtet, dass etwa 300 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren werden.

Düsseldorf. Die personelle Zerschlagung des Benrather Werks von Thyssen-Krupp Nirosta (TKN) ist offenbar längst in trockenen Tüchern. Wie IG-Metall-Geschäftsführer Nihat Öztürk jetzt erklärt, habe er ein technisches und personelles Umsetzungskonzept des Vorstands von Dezember 2009 in der Schublade liegen. Daraus werde ersichtlich, dass etwa 300Menschen ihren Job verlieren.

Dies ist demnach schon mindestens seit einem Dreivierteljahr bekannt. Bereits im Mai hatte die Westdeutsche Zeitung den Konzern mit entsprechenden Vorwürfen und konkreten Zahlen konfrontiert. Damals bestritt ein TKN-Sprecher konkrete Überlegungen zu einer Verlagerung.

"Das sind alles namentlich hinterlegte Listen", sagt Öztürk. "Es ist ganz genau aufgeführt, wer welche Qualifikationen hat." Der Gewerkschafter glaubt, dass der Aufsichtsrat diesem Konzept mit einem bereits detaillierten Kostenplan Ende November zustimmen wird. Geplant ist demnach, dass nur 189 von 560 Mitarbeitern des Standorts Benrath für das Krefelder Werk gebraucht werden.

Dann folge bereits die Gruppe derjenigen, die in Altersteilzeit oder Rente gehen könnten. Und die Nachwuchskräfte, die "nur ein Jahr übernommen werden". Unter dem Strich stehe, wie Öztürk formuliert, "was so übrig bleibt": 295Menschen - in dem Konzept als "offene Maßnahmen" bezeichnet. Im Klartext: Sie werden nach diesen Plänen ihren Job verlieren.

Noch am Freitag hatte Nirosta-Betriebsrat Mustafa Sahin den bei einer außerordentlichen Betriebsversammlung anwesenden Vorstand mit den Worten wiedergegeben, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde und eine Zukunft für die Belegschaft in Krefeld.

Tatsächlich gibt es laut Öztürk neben der genannten personellen Umsetzungsstrategie aber auch eine technische, die längst bekannt sei. Demnach würden in mehreren Phasen parallel zu personellen Veränderungen Anlagen in Benrath ab- und entsprechend in Krefeld wieder aufgebaut. Begonnen werden soll damit offenbar Anfang nächsten Jahres.

Laut Wirtschaftsförderer Wilfried Kruse gibt es in ganz Düsseldorf zurzeit noch rund 50 000 Arbeitsplätze im gewerblich industriellen Bereich. Damit sei man in der Region an zweiter Stelle hinter Köln, beispielsweise vor Dortmund.

"Wir haben immer noch ein sehr starkes Standbein." Im Düsseldorfer Süden arbeiten nach Einschätzung von Nikolai Juchem vom Industriekreis Süd etwa 15 000 Menschen in Industrieunternehmen und bei Dienstleistern als Kooperationspartnern, die dem gewerblich-technischen Bereich zugeordnet werden.

Thyssen-Krupp Nirosta in Benrath produziert hochwertige Edelstähle unter anderem für Waschmaschinen und Kücheneinrichtungen. Den Standort gibt es seit 134 Jahren.

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