Konzert Thees Uhlmann feiert große Comeback-Party in Düsseldorf

Beim ausverkauften Konzert im Zakk spielt der 43-Jährige seit langer Zeit wieder ein Konzert. Dabei verteidigt er sogar Campino.

Thees Uhlmann bei einem seiner letzten Auftritte — wie immer sehr ausdrucksstark.

Thees Uhlmann bei einem seiner letzten Auftritte — wie immer sehr ausdrucksstark.

Foto: Dirk Jochmann

Düsseldorf. „Irgendwas brennt hier . . . oh, das bin ja ich!“. Thees Uhlmann und sein Publikum haben richtig Bock aufeinander. Das wird schon nach den ersten Takten vom Opener „Die Toten auf dem Rücksitz“ deutlich. Man hat ja auch lange aufeinander warten müssen. Über ein Jahr hat der 43-Jährige nicht live gespielt. Das letzte Album hat schon vier Jahre auf dem Buckel. In der Zwischenzeit hat Uhlmann seinen ersten Roman veröffentlicht und die deutsche Fassung der Springsteen-Bio als Hörbuch eingesprochen. Mittwochabend also das Live-Comeback im ausverkauften Zakk. Und es wird ein Wiedersehen wie unter guten, alten Bekannten. Gewohnt lässig mit hellblauer Jeansjacke tritt er vor seine Zuhörer, fuchtelt euphorisch mit den Armen umher, ballt die Fäuste und kann sich kaum am Mikrofonständer halten. „Auch diesen Herbst bringen wir irgendwie hinter uns“, verspricht der ehemalige Tomte-Frontmann im Intro zu „Zugvögel“.

Die Setlist dominieren Klassiker wie „Und Jay-Z singt ein Lied“ oder „17 Worte“, von der fünfköpfigen Band gradlinig und satt arrangiert hingerockt, vom Publikum lautstark mitgesungen. Was nicht ganz so selbstverständlich scheint, denn Uhlmann kombiniert eingängige Hooks zwischen Indierock und Popmusik mit Texten, die aufgrund ihrer Detailverliebtheit und lyrischen Raffinesse mehr zu bieten haben als 08-15-Mitgröhl-Zeilen. Besonders viel Jubel gibt es in Düsseldorf standesgemäß beim Hosen-Cover „Liebeslied“, das Uhlmann ganz reduziert mit Akustikgitarre und Mundharmonika zum Besten gibt. 2013 supportete er die Campino und Co., mit denen er auch privat befreundet ist, auf der „Ballast der Republik“-Tour. Und verspricht: „Immer, wenn ich bei Twitter was gegen die Hosen lese, schreib ich unter dem Kommentar: ,Lass ihn in Ruhe!’“.

Zwischen den Songs erzählt das Nordlicht unter anderem von seinem letzten Besuch bei seiner Mutter. „Thees, dass du mal ein Buch schreibst, hätte auch keiner gedacht“, soll die ganz verwundert gesagt haben. Und dann erinnert er sich an einen Nachmittag in den 90ern, als er mit einem Zivi-Kumpel von einer Hamburger Autobahnraststätte nach Berlin trampt, um seine Lieblingsband „…But Alive“ zu sehen. Seine Augen leuchten bei dem Blick in den Rückspiegel. Denn mit zwei der vier Mitglieder der Punkrockband gründete Uhlmann 2002 das Label „Grand Hotel van Cleef“. Marcus Wiebusch und Reimer Bustorff sind heute Teil von Kettcar und geben an diesem Abend den Anheizer für Uhlmann. „Fünf Jahre Konzertpause, und dann kommst du als Support-Act wieder“, scherzt Sänger Marcus Wiebusch.

Natürlich sind Kettcar an diesem Abend kein klassischer Support-Act, sondern absolut ebenbürtig. Über 70 Minuten spielt die Hamburger Band und erinnert sich dabei an das letzte Konzert im Zakk vor fünf Jahren zurück: „Damals war hier danach Ü40-Party. Und wir waren so voll, dass wir dann einfach mitgefeiert und zu U2 und ,Bloody Sunday’ getanzt haben“. Neben den gefühligen Klassikern wie „Blau“, „Im Taxi weinen“ oder „48 Stunden“ sticht vor allem die neue Single, das eindringliche „Sommer 89“ hervor, für den Musikexpress jetzt schon „der wichtigste Song des Jahres“.

Auch bei der Live-Premiere im Zakk funktioniert der erste Vorbote aus dem neuen Kettcar-Album „Ich vs. Wir“ (erscheint Mitte Oktober) hervorragend. Thees Uhlmann gibt später zu, „verdammt stolz“ auf die Jungs und ihren Song zu sein. „Und ein bisschen neidisch bin ich vielleicht auch“. Das Konzert-Doppel war letztlich für alle aber nur ein Aufwärmen: Heute wird der 15. Label-Geburtstag auf dem Großmarkt in Hamburg mit über 10000 Fans gefeiert. Zum Warm-Up wollten die Musiker aber unbedingt in zwei Clubs haltmachen, die ihnen besonders am Herzen liegen. Gut, dass das Zakk einer davon war.

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