Tempomacher für die digitale Schule

Eine Initiative Düsseldorfer Unternehmen will Lehrer und Schüler thematisch fit machen für die Digitalisierung. Aber was steckt eigentlich konkret für den Unterricht dahinter?

Tempomacher für die digitale Schule
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Düsseldorf. „Schulen fit machen für die Digitalisierung“ — eine solche Überschrift klingt zunächst mal nach: Nein, nicht schon wieder, das haben wir doch nun 1000mal gehört. Tatsächlich jedoch ist die Initiative Pacemaker (Tempomacher) anders und mehr: „Denn hier geht es nicht um die technische Ausstattung, um Hardware-Nachrüstung, sondern darum, Lehrern und Schülern die Fähigkeiten zu vermitteln, die sie in der digitalen Welt benötigen“ formuliert IHK-Präsident Andreas Schmitz. Oder wie es Stadtwerke-Chef Udo Brockmeier zusammenfasst: „Es geht um eine Bildungs- nicht um eine Technologieoffensive“.

Die IHK hat gemeinsam mit Stadtwerken, Stadtsparkasse, Flughafen und der Telekom die Initiative ins Leben gerufen und im Verbund finanziert man sie auch (zunächst mit 170 000 Euro im Jahr). Dafür werden bis 2020 erst einmal 15 weiterführende Schulen digital getrimmt (siehe Kasten). Weitere Geldgeber und dann auch Schulen als Nachfrager sind sehr willkommen.

Konkret umsetzen soll das Ganze „Education Y“, ein Düsseldorfer Bildungs-Verein und -Unternehmen. Während man gemeinhin die Klage (gerade aus der Wirtschaft) hört, die Schüler von heute seien nur digital den Älteren weit voraus, wiesen aber ansonsten wachsende Defizite — etwa bei der Bewältigung anspruchsvoller Texten oder Matheaufgaben — auf, zeigen internationale Studien, dass deutsche Jugendliche in Europa beim digitalen Wissen Schlußlicht sind: „29,2 Prozent landeten 2015 auf der untersten Stufe als digitale Analphabeten“, weiß Roman Rüdiger, der Geschäftsführer von Education Y, zu berichten.

Zunächst sollen ausgesuchte Schüler und auch Lehrer zu Digitalexperten gemacht werden, die dann ihrerseits als „Schrittmacher“ für den Digital-Unterricht fungieren können. Bleibt die große Frage, was an den Schulen denn konkret gelehrt und gelernt werden soll, damit man eine „digitale Souveränität“ (Rüdiger) jenseits vom flinken Umgang mit Notebook oder Smartphone (den die „Digital Natives“ ja aus dem Effeff beherrschen) erlangt? Vieles bleibt da noch diffus, Rüdiger nennt vor allem den Umgang mit den allgegenwärtigen Algorithmen, aber auch mit rechtlichen Fragen und Gefahren im Netz.

Nun sind sich die Pädagogen einig, dass digitales Lernen keinesfalls per se besser als analoges ist (in punkto Haltbarkeit und Tiefe von Wissen ist meist das Gegenteil der Fall), gleichwohl erreichen die niedrigschwelligen digitalen Einstiege viele Schüler immer besser — auch und gerade die schwächeren. IHK-Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen erzählt, wie er neulich beim Gründernetzwerk „Startup teens“ auf die Macher der Nachilfeplattform „Simple Club“ stieß: „Viele junge Teilnehmer haben die als Retter ihres Abiturs gefeiert.“ Gewaltige Klickzahlen heimst längst auch der „Youtube-Mathelehrer Daniel Jung“ mit seinen Erklärfilmchen ein.

Die beteiligten Unternehmen begründen ihr Engagement neben dem gemeinützigen Aspekt natürlich auch mit Eigennutz: „Wir benötigen Nachwuchskräfte, die Schritt halten können mit dem Wissensentwicklung“, sagt Karin-Brigitte Göbel, die Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse.

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