Düsseldorf Tausende Kinder singen zusammen in der Tonhalle

Schöne Tradition: Schüler aus 62 Düsseldorfer Grundschulen präsentieren Lieder aus ihrer „Singpause“.

Düsseldorf: Tausende Kinder singen zusammen in der Tonhalle
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Alle Parkettreihen inklusive Chorgestühl sind besetzt von Grundschulkindern in verschiedenfarbigen T-Shirts. Jede Farbe steht für eine andere Düsseldorfer Grundschule. Die Kinder sitzen nicht als Zuhörer in der Tonhalle, sondern um aktiv an der Konzertgestaltung mitzuwirken. Für das Publikum, vorwiegend Eltern und Großeltern, ist ausschließlich der Rang reserviert.

Düsseldorf: Tausende Kinder singen zusammen in der Tonhalle
Foto: Sergej Lepke

„Singpause“ nennt sich das interaktive Konzertformat. Und es hat Tradition in Düsseldorf, dass an 18 Tagen 14 500 Kinder aus 62 Düsseldorfer Grundschulen in der Tonhalle Lieder singen, die sie in ihren Singpausen einstudiert haben. 42 Singleiterinnen und Singleiter besuchen die Kinder das ganze Jahr über mitten im Unterricht, um nach einer besonderen Methode namens „Ward“ Stimm- und Gehörbildung durchzuführen. Gelernt werden dabei Lieder aus vielen Ländern der Welt. Mittlerweile geht die Singpause ins 11. Jahr.

Die Gruppe der Chorleiterinnen wird jubelnd empfangen wie eine Kultband. Jede Stimmbildnerin hat die Kinder „ihrer“ Grundschule besonders im Blick und dirigiert sie vom Podium aus. Farblich sind die Grundschülergruppen ja durch ihre T-Shirts leicht zu identifizieren. Beispielsweise sitzen im 1. Parkett nur Grundschüler in roten Shirts, während die Kinder, die im Block hinter dem Podium Platz genommen haben, in Blau auftreten. Für die Moderation sorgt wieder Theaterprofi Günther Weißenborn, auch für musikalische Begleitung ist gesorgt: Der Gerresheimer Basilika-Kantor Klaus Wallrath sitzt am Flügel und der Düsseldorfer Perkussionskünstler Tobias Liebezeit am Schlagzeug.

Gesungen wird unisono, aber in verschiedenen Sprachen und diversen deutschen Dialekten. Es geht los mit einer schweizerischen Volksweise aus dem Tessin, gefolgt vom Knödeltanz aus Niederbayern. Dann geht es sprachlich, musikalisch und rhythmisch rund um den Globus - von Tansania über Japan und Neuseeland bis Australien. Für ein besonders sanftes Ständchen wurde gar das Saallicht gedimmt, so dass der künstliche Sternenhimmel der Tonhallenkuppel dunkelblau leuchtete. Das gab es großes Staunen mit „Oh“ und „Ah“. Die rheinische Mundart bekam im Programm einen Ehrenplatz: Das Lied „Jlövste dat dann, wä säht dat dann“ des Karnevalisten Jupp Schäfer gab es als krönenden Abschluss und sogar ein zweites Mal als schmissige Zugabe.

„Wir vermitteln eine gewisse Art von Bildung, die wir zu verlieren drohen“, sagt uns nach dem Konzert Manfred Hill, Vorsitzender des Städtischen Musikvereins, in dessen Trägerschaft sich die „Singpause“ befindet. „Am Schluss können tatsächlich alle Noten lesen und vom Blatt singen“, betont Hill. Über diese Fähigkeit verfügten die meisten heutigen Abiturienten nicht mehr. Die Idee, eine solche musikalische Ausbildung ausgerechnet Gründschülern zukommen zu lassen habe seinen tieferen Sinn: „Bei Kindern dieses Alters bleibt diese positive Erfahrung unverrückbar haften.“ Er selber sei von dem Ergebnis immer wieder ergriffen.

Und besonders bewegt habe ihn die Aussage eines Grundschülers, die da lautete: „Die Singpause hat mich mutig gemacht.“ Damit sei das Wichtigste gesagt, meint Hill. „Die Kinder lernen nicht nur singen, sondern bauen auch ein starkes Selbstbewusstsein auf.“

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