Tankstellen rüsten auf: Mit Kameras gegen Betrüger

Benzin zapfen ohne zu zahlen: Das passierte in Düsseldorf voriges Jahr 892 Mal — öfter als in München.

Düsseldorf. Betrüger machen den Düsseldorfer Tankwarten zu schaffen: Laut Zahlen der Düsseldorfer Polizei haben 2011 im Stadtgebiet 892 Menschen getankt, ohne zu zahlen. 37,9 Prozent der Fälle wurden aufgeklärt. Das ist eine leichte Verbesserung: 2010 waren noch 986 Fälle bei der Polizei angezeigt worden. Über einen längeren Zeitraum betrachtet zeigt sich, dass die Zahl der Fälle auf einem hohen Niveau stagniert: 2008 und 2009 lag die Zahl bei jeweils etwa 850 Fällen.

Düsseldorf ist damit eine der deutschen Hochburgen für Tankbetrüger. Das Bundeskriminalamt (BKA) stellte jüngst eine Statistik vor, in der die Fallzahlen der 38 größten deutschen Städte (mehr als 200 000 Einwohner) miteinander verglichen werden. Düsseldorf belegt dabei einen unrühmlichen Platz fünf. Davor liegen nur Berlin, Hamburg, Köln und Frankfurt. Sogar München registriert weniger Fälle als die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt (siehe Info-Kasten).

Dennoch meint Bianca Fischer, Stationsleiterin der Aral-Tankstelle Kölner Straße 356: „Wir haben das Problem relativ gut im Griff.“ Etwa fünf bis zehn Fälle verzeichnet ihr Team im Monat — „das war schon mal schlimmer“. Als Grund für diesen Trend nennt Fischer — ebenso wie Aral-Pressesprecher Detlef Brandenburg — die Videotechnik. „Da wurde viel Geld investiert“, erklärt Brandenburg. Das erleichtere die Fahndung für die Polizei und sorge außerdem für Abschreckung.

Eine Videoüberwachung hat auch Peter Niedermeier schon seit 20 Jahren an seiner Esso-Tankstelle an der Mecumstraße 45 installiert. Die Probleme mit Betrügern bleiben dennoch dieselben: Das Nummernschild ist nicht immer auf den Videodateien erkennbar. „Außerdem gibt es auch ganz andere Fälle: Das Nummernschild kann geklaut, absichtlich verschmutzt sein oder das Auto hat in einem ungünstigen Winkel geparkt — bei zwölf Säulen kann man nicht jede einzelne zu jeder Zeit im Auge behalten“, sagt Niedermeier.

Er verzeichnet meist zwei oder drei Wegfahrer im Monat, etwa zehn bis 15 Prozent der Betrüger würden anschließend gefasst. Das liegt deutlich unter dem städtischen Durchschnitt. Niedermeier beobachtet, dass die Zahl der Betrüger zunimmt, wenn die Benzinpreise steigen. Er erinnert sich an einen Fall, der bei der Polizei auf besonderes Interesse stieß: Der Kunde hinterließ seinen Ausweis als Pfand, weil er sein Geld offenbar vergessen hatte. Als er nicht wiederkam, zeigte Niedermeier ihn an: „Da war der Dieb natürlich schon über alle Berge — und hatte laut Polizei noch ganz andere Sachen auf dem Kerbholz.“

Anders als Niedermeier und Fischer, denen der Diebstahl vom Mutterkonzern ersetzt wird, ergeht es Reiner Kornwebel. Er ist Betreiber der Freien Tankstelle Am Wehrhahn 72 und muss den Schaden selber tragen. Zum Glück ist er nur selten von Tankstellenbetrug betroffen: „2011 waren es zwei Fälle. Sobald es mehr werden, installiere ich aber ganz schnell eine Kamera.“

Einen Fall hat er selbst im Dienst erlebt: „Der Kunde hat normal getankt und den Tankrüssel wieder eingehängt. Als er dann zum Auto ging, dachte ich, er wolle abschließen oder sein Portemonnaie holen.“ Pustekuchen, der Betrüger war schneller vom Hof, „als ich reagieren konnte“.

Schützen kann man sich vor solchen Fällen nur schwer, bestätigt ein Sprecher der Polizei. Einzig das Videomaterial, Nummernschild und Personenbeschreibung seien wertvolle Hilfe. „Solange nicht gleich an der Zapfsäule abkassiert wird, wird es solche Fälle immer wieder geben“, heißt es. Für Niedermeier keine Option: „Die Kunden sollen schließlich auch in den Shop kommen.“

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