Gebäude-Ensemble Clara und Robert Tag der Architektur: Neubau umhüllt Ulanenkaserne

Elf Gebäude stehen am Tag der Architektur in Düsseldorf offen — etwa das Ensemble „Clara und Robert“.

Gebäude-Ensemble Clara und Robert: Tag der Architektur: Neubau umhüllt Ulanenkaserne
Foto: Krischerfotografie

Düsseldorf. Die Architektenkammer stellt am nächsten Wochenende neue und modernisierte Bauten vor. Ihre Aktion gilt landesweit. Sie erhofft sich damit Aufmerksamkeit für ihre Mitglieder. Der Kammer-Präsident Ernst Uhling lobt daher die Ergebnisse mit Begriffen wie „Baukultur“ und „Lebensqualität“. Schöne Worte sind dies, aber die Realität sieht oft anders aus.

Gebäude-Ensemble Clara und Robert: Tag der Architektur: Neubau umhüllt Ulanenkaserne
Foto: JM

Das Gebäude-Ensemble Clara und Robert auf dem Gelände der ehemaligen Ulanenkaserne ist eines der sehr gelungenen Beispiele unter elf Standorten in Düsseldorf, das für eine qualitätvolle und innovative Gestaltung steht.

Der Komplex hat berühmte Paten. Da ist die Zech Gruppe mit der „Developer Projektentwicklung“ als GmbH. Ihre Leuchtturmprojekte sind der Kö-Bogen von Daniel Libeskind und der Vodafone Campus in Heerdt. 2011 beauftragten die „Developer“ das Architekturbüro SOP (Slapa, Oberholz, Pszczulny) mit einem Entwurf für die Johannstraße. Die Investoren gingen davon aus, die alte wilhelminische Kaserne aus der Zeit um 1890, die bis in die 1990er Jahre von der Polizei genutzt wurde, abzureißen. Der Bebauungsplan sah vor, die monotone Gebäudestruktur des Nachbarhauses aufzugreifen und ohne Altbau fortzusetzen. Zum Glück änderte das Team um Jurek M. Slapa als Gründer und geschäftsführender Gesellschafter die Pläne.

Vielleicht erinnern sich einige Anlieger noch, wie der Altbau jahrelang von Mauern umgeben war und ungenutzt blieb. Die Architekten vom Karl-Arnold-Platz aber schmissen die Pläne um. Und das war gut so. Der Altbau aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat nun Bestand, wenn auch nur in einzelnen Teilen. Der Pfiff liegt darin, dass er „eingehaust“ wurde, wie es in der Fachsprache heißt. Das Alte ist nun vom Neuen umhüllt.

Da aber das Neue nicht das Alte erschlagen sollte, wurden einige Proportionen geändert. So ist die Tür nicht mehr so bescheiden wie anno dazumal, sondern geht über zwei Geschosse. Und damit der Aufbau nicht die Kaserne erschlägt, wurde eine rostfarbene Cortenstahl-Box vorgesetzt. Sie nimmt die Farbe der roten Klinkersteine auf. Dahinter liegt eine Doppelfassade, hinter der sich die Büros verbergen. Und oben auf dem Dach gibt es eine schöne Terrasse mit Cafeteria und Ausblick über den Stadtteil Derendorf.

Der Lärmschutz zur viel befahrenen Johannstraße ist durch eine Aluminium-Hülle mit senkrechten Einschnitten für Fenster gewährleistet. Diese Hülle ist stabiler als die Edelstahlfassade im Gehry-Bau im Medienhafen, die mit jedem Fingerdruck nachgibt. Die aktuelle Fassade ist geschliffen und wirkt robust.

Hinter dem eingehausten Teil liegt der kolossale Neubautrakt mit liebevoll gestalteten Innenräumen, in denen man bei Bedarf sogar zwei Schaukeln wie auf einem Spielplatz für Erwachsene bedienen kann. Andere Räume wiederum sind gestaltet, als könnten hier auch kleine Theateraufführungen stattfinden.

Die Namen „Clara“ und „Robert“ sind Zutaten des Projektentwicklers. Sie erinnern an Clara & Robert Schumann, das bekannte Künstlerpaar, das jedoch wenig glücklich endete. Zwei Selbstmordversuche, Aufenthalte in der Irrenanstalt, Tobsuchtsanfälle durchlitt Robert Schumann. Die Ehe der Konzertpianistin mit dem Komponisten war zerrüttet.

Die Investoren legten 65 Millionen Euro in die Waagschale, für eine Gesamtfläche von 16 800 Quadratmetern Nutzfläche, mit 300 Parkplätzen in einer Tiefgarage und sieben oberirdischen Etagen. Beide Häuser sind vermietet, im Gebäude Clara sitzt die Firma Developer selbst.

Der Komplex wurde mit dem Preis „Vorbildliche Arbeitsorte in der Stadt 2016“ vom Stadtentwicklungsministerium und der Architektenkammer NRW ausgezeichnet. Es gewann als „Best German Office Project“ den Award 2016 der internationalen Fachzeitschrift build. Slapa selbst und seine Mitarbeiter gehen derweil schon ihr nächstes Großprojekt an. Es ist das Hauptquartier von Trivago, dem Konzern, der mit einer Hotelsuchmaschine bekannt wurde. Der Komplex wird prominent am Fuß des Hafenbeckens A an der Kesselstraße geplant und aus zwei organisch geformten Gebäuden bestehen.

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