Kinderprojekt in Düsseldorf Im „Düsseldörfchen“ gestalten Kinder ihre eigene Stadt

Düsseldorf · Im Südpark verwalten Kinder eine kleine Stadt. Oberbürgermeister Stephan Keller war bei seinem „Amtskollegen“ zu Besuch.

 Maximilian und Levi mussten für den Umgang mit den nicht ungefährlichen Geräten einen Geräte-Führerschein absolvieren.

Maximilian und Levi mussten für den Umgang mit den nicht ungefährlichen Geräten einen Geräte-Führerschein absolvieren.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Nervosität bei Robert (12), Henry (12) und Simon (14) steigt. Gleich werden der Bürgermeister des „Düsseldörfchens“ und seine Entourage hohen Besuch in ihrem Rathaus empfangen: Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) besucht die Kinderstadt im Südpark. Vielleicht holt sich der „große“ Stadtchef von seinem „kleinen“ Amtskollegen Robert den ein oder anderen Tipp für seinen nächsten Wahlkampf – Roberts Partei „Evolution“ hatte nämlich satte 64 Prozent der Stimmen abgeräumt. Und Wahlversprechen wie niedrige Steuern in der stadteigenen Währung oder dem Errichten eines Pools für die heißen Tage könnten auch für die Erwachsenenwelt als verlockende Angebote der Politik gelten.

Nach zwei Jahren Corona-Pause konnte das beliebte Ferienprojekt des Vereins „Akki – Aktion für Kultur und Kinder“ wieder in voller Gestaltung starten. Drei Wochen lang besuchen Kinder im Alter von acht bis 14 Jahren die im Südpark errichtete Zeltstadt, um nach eigenem Verständnis eine kleine Stadt zu planen, gestalten und vor allem zu verwalten.

Die Kinder erkennen schnell,
wo ihre Interessen liegen

„Wir sind froh, dass wir dieses Jahr wieder mit der normalen Quote an Kindern an den Start gehen konnten“, sagt Sonja Hirschberg, Projektleiterin und Mit-Geschäftsführerin des Vereins. In den vergangenen beiden Sommern sei es nur möglich gewesen, einzelne Werkstätten für eine begrenzte Anzahl Kinder aufzubauen und anzubieten. Den eigentlichen Gedanken hinter der Kinderstadt voll umzusetzen, war jedoch nicht möglich. „Die komplexen Prozesse und Zusammenhänge einer richtigen Stadt werden für die Kinder leicht und erfahrbar gemacht. Dazu gehört, sein eigenes Interesse mit dem Interesse der Gemeinschaft zu verbinden“, sagt Hirschberg. Braust einer beispielsweise zu schnell mit seiner Seifenkiste durch die vollen Straßen, werden bei der täglichen Stadtversammlung Tempolimits beschlossen. Oder wer ein neues Haus bauen möchte, der muss sich vom Bauamt erst die Genehmigung holen, denn der Baustoff ist begrenzt. „Allerdings kann hier jeder seinen Tagesablauf individuell bestimmen. Ob man sich jetzt in einer der Ämter oder Werkstätten engagieren möchte oder einfach nur spielen und toben möchte, bleibt jedem selbst überlassen.“

Meist jedoch erkennen die Kinder schnell ihre Interessen und schließen sich dann dauerhaft einer Werkstattgruppe an. Im Naturcamp beispielsweise steht Malte (9) vor einem selbst gemachten Ofen aus Lehm und passt auf, dass die Zimtschnecken nicht verbrennen. „Hier bin ich jeden Tag“, sagt er, während andere Kinder daneben gerade ein Lagerfeuer errichten. „Das Coole ist, dass hier alles so wie im Erwachsenenleben ist.“

Dem stimmen Fabian (11), Maximilian (11) und Levi (11) in der benachbarten Werkstatt zu. Die drei sägen, schrauben und feilen mit Stichsäge und Akkubohrer unter der Aufsicht der Betreuer gerade an einer Ladung Holzschwerter. Die hatte die Theater-Gruppe für eine Bühnen-Show bestellt. Den Umgang mit den nicht ungefährlichen Geräten mussten die drei vorher aufwendig mit einem Geräte-Führerschein erlernen, bevor sie diese benutzen dürfen. „Hier kann man alles bauen, was man sich so erträumt“, schwärmt Levi.

Im Rathaus geht es derweil etwas wuseliger zu. Die verschiedenen Ämter, die „Düsselblatt”-Redaktion oder die Mode- und Schmuckwerkstatt bereiten sich vor, um dem Oberbürgermeister ihre Aufgaben vorzustellen – hier arbeiten die Bürgerbüros sogar noch ohne Terminvergabe. Andere Kinder stellen gerade die Bänke für die tägliche Stadtversammlung auf, wo gemeinsam über wichtige Entscheidungen abgestimmt wird. „Mitunter sind die Diskussionen ganz schön kontrovers, wenn es Unzufriedenheit gibt“, schmunzelt Hirschberg. „Denn auch hier muss sich der Bürgermeister überlegen, was er oder sie vor der Wahl verspricht. Daran wird man dann wie im echten Leben gemessen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort