Düsseldorf Studie: Viele Straßenbahn-Unfälle in Düsseldorf

Platz sechs bei der Gefährdung in Deutschland — Rheinbahn zweifelt an Aussagekraft. Und: Aktuell ist der Trend gut.

Düsseldorf: Studie: Viele Straßenbahn-Unfälle in Düsseldorf
Foto: Gerhard Berger

Düsseldorf. Sind die Düsseldorfer besonders gefährdet, Opfer eines Straßenbahnunglücks zu werden? Diesen Schluss legt ein Ranking nahe, das der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft in diesem Herbst vorgelegt hat. Untersucht wurden 4100 Straßenbahnunfälle aus den Jahren 2009 bis 2011. Und demnach wurden pro 10 000 Einwohner in Düsseldorf 1,21 Menschen bei Bahn-Unglücken getötet oder schwer verletzt. Das ist Platz sechs in Deutschland.

Unfälle mit Straßenbahnen führen in der Tat seit Jahren in Düsseldorf immer wieder zu Schlagzeilen. Auch, weil die Folgen des Zusammenstoßes aufgrund der Masse und des langen Bremsweges der Züge meist schwerwiegend sind. Ihr Anteil an den Gesamt-Unfallzahlen in Düsseldorf indes ist gering. In den vergangenen Jahren gab es stets um die 28 000 Zusammenstöße in der Stadt, im vergangenen Jahr rückte die Zahl sogar nah an die 30 000-Marke (exakt 29 947). Die Zahl der Strßaenbahnunfälle in diesem Zeitraum indes lag stets zwischen 127 (2014) und 159 (2013).

136 Unfälle mit der Beteiligung von Bahnen gab es im vergangenen Jahr, dabei wurden 23 Menschen schwer, 130 leicht verletzt — aber es gab keine Todesopfer. Im Juli dieses Jahres starb ein 77-Jähriger, der am Rather Broich an einer Querungshilfe trotz funktionierender Signale auf die Gleise und direkt vor eine Straßenbahn lief.

Dennoch zeigt die Statistik für dieses Jahr schon einen Trend der Entspannung. Bis Ende Oktober gab es 107 Straßenbahnunfälle — 2015 waren es in diesem Zeitraum 110, im Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2015 sogar 116. Und: Weniger dieser Crashs wurden von den Straßenbahnfahrern verursacht: Die Quote liegt bei 19,6 Prozent — im Jahr zuvor waren es im Vergleichszeitraum 26,4 Prozent. „Da ist die Straßenbahn nicht so schlecht, wie viele behaupten“, stellt Polizeisprecher Markus Niesczery klar. Vielmehr sei häufige Unfallursache das verbotswidrige Abbiegen oder Wenden von Autofahrern schnurstracks über die Gleise — trotz Schildern, durchgezogener Linien und Poller. Niesczery: „Das wird einfach missachtet.“

Auch Rheinbahnsprecher Georg Schumacher fällt angesichts solcher Verstöße mit schwerwiegenden Folgen wenig ein. „Wir tun alles — gemeinsam mit der Stadt“, ist er sicher. Gongs, Warnblinklichter, Noppen, Zeichnungen, Umlaufgitter — und dennoch komme es zu Zusammenstößen wie jenem am Rather Broich.

Dennoch nennt Schumacher die Studie des Versicherungsverbandes „fragwürdig“. Sie berücksichtige nicht, wie hoch etwa der Anteil von U-Bahnen in den Vergleichsstädten ist, wie oft die Bahnen eigenen Gleiskörper haben, wie viele Kreuzungen es gibt, wie viele Pendler. „Die Zahlen werden den komplexen Unterschieden nicht gerecht“, glaubt er. Und er fügt hinzu: „Wir verhindern ja auch viele Unfälle, weil die Leute in der Bahn statt in Autos sitzen.“ Und die stoßen schließlich eindeutig öfter zusammen.

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