Studenten kredenzen Rossini mit zündendem Temperament

Die Opernklasse der Musikhochschule feiert mit Gioachino Rossinis „La Cenerentola“ in der Robert-Schumann-Hochschule eine umjubelte Premiere mit glänzenden Hauptdarstellern.

Studenten kredenzen Rossini mit zündendem Temperament
Foto: Susanne Diesner

Am Ende umarmt sie nicht nur den bösen Stiefvater, sondern auch die gemeinen Stiefschwestern-Zicken. Aschenputtel, oder in Italienisch: „La Cenerentola“, ist in der gleichnamigen Oper von Rossini auch ein Lehrstück über den ‚Triumph des Guten’. In versöhnlicher Geste endet auch die neue, boulevardeske Inszenierung von Sabine Hartmannshenn, die jetzt in der Robert-Schumann-Hochschule bejubelte Premiere feierte.

Im Partika-Saal dominiert eine runde Stadtmauer, auf der die Märchen-Figuren von einer Türe in die nächste fallen, tänzeln oder sausen. Die Mauer umrahmt Orchester und Dirigent, der die Sänger und Musiker stets im Blick hat. Spärliche Mittel, große Wirkung, wie es seit 1995 gute Tradition zu Beginn des Sommersemesters an der Fischerstraße ist. So stellt auch jetzt wieder Dirigent Thomas Gabrisch die Jahres-Produktion mit Studenten vor, die auch bei diesem Rossini-Klassiker wie ein kleiner Talentschuppen wirkt. Nicht nur weil in dem von Gabrisch geleiteten Hochschulorchester an Streicher- und Holzbläser-Pulten manche Musiker so sicher, flott und sauber aufspielen, dass sie gute Aussichten haben, nach dem Master-Examen eine Stelle in einem der zahlreichen Orchester deutscher Theater und Konzerthäuser zu ergattern.

Sie kredenzen einen leichtfüßig losschwirrenden Rossini mit zündendem Temperament und den berühmten, irrwitzigen Tempo-Steigerungen. In der rasanten, jugendlich frischen und streckenweise komödiantisch überspitzten Inszenierung lassen in erste Linie aber einige Solisten aufhorchen, fast alle aus der Gesangsklasse von Professor Konrad Jarnot.

Glänzend besetzt sind zunächst die beiden Hauptrollen: Angelina, La Cenerentola, und Ramiro, der schöne Prinz, der auf der Suche nach einer Frau ist und dabei im abgewrackten Palast des Barons Don Magnifico landet. Letzterer wiederum will unbedingt seine launisch verwöhnten Schickeria-Töchterchen Clorinda und Tisbe unter die Haube bringen. Valerie Eickhoff als Angelina wirkt, obwohl erst kurz vor ihrer Bachelor-Prüfung, wie eine souveräne Gestalterin. Ihr schlank geführter, ausdrucksstarker und samtiger Mezzosopran, der in Duetten, Rezitativen und Arien zunehmend aufblüht, verblüfft in der Bravourarie „Non piú mesta“ durch sichere Koloraturen und abgerundete Spitzentöne.

Als Darstellerin der ehrlichen, gütigen und reinen Angelina überzeugt Valerie Eickhoff ebenso: Unbeirrt hält sie, die zuerst mit Füßen getreten und missbraucht wird, fest an ihrer Moral und an der Liebe zu Ramiro, den sie für einen Diener hält. Denn der Fürst tauscht mit seinem Diener Dandini Kleider und damit die Rolle, um so seine wahre Liebe zu ergründen.

Als eleganter Ramiro und jugendlicher Liebhaber überzeugt Bryan Lopez Gonzalez. Groß von Gestalt und Kraft und Glanz in der Stimme - so singt und spielt sich der kubanische Tenor (im ersten Master-Semester und bereits im Opernstudio der Rheinoper) nicht nur in das Herz der Cenerentola.

Auch seine Koloraturen und Spitzentöne sind sicher. Als schmierlappiger, großspuriger Stiefvater und zu Kreuze kriechender Don Magnifico gibt Tomas Kildisius allen Affen Zucker. Der aus Litauen stammende Buffo-Bariton erweist sich als Meister des Slapsticks, hat eine warme, sonore Stimme und die Lacher schnell auf seiner Seite. So auch Michael Daub als Ramiros Diener Dandini: Sobald er den noblen Wams trägt, buhlen Don Magnificos Töchter um seine Gunst, hoffen, dass er sie endlich ehelicht. Besonders stechen die bösartigen, später versöhnlichen Arien der älteren Tochter hervor: Anna Rabe, die hinreißend die verwöhnte und verzickte Göre mimt, besticht durch ihren lyrischen Sopran mit bombensicheren Spitzentönen. Fazit: szenisch und musikalisch eine sprudelnde Komödie, sängerisch eine Entdeckungsreise. Rossini-Fans kommen jedenfalls auf ihre Kosten. Termine: bis 17. April, Robert-Schumann-Hochschule, Fischerstr. 110, Tel: 49180.

www.rsh-duesseldorf.de

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