Streit um Behandlung von Papagei Paul vor Gericht

Siegfried H. behauptet, ein Tierarzt habe falsche Diagnosen gestellt. Der Ara Paul ist inzwischen verstorben.

Streit um Behandlung von Papagei Paul vor Gericht
Foto: Siegfried H.

Düsseldorf. Siegfried H. kennt seine Vögel. „Seit 40 Jahren hab’ ich mit Papageien zu tun. Ich studiere die. Ich weiß immer, was die haben“, behauptet der 53-Jährige. Nur Ara Paul gab ihm Rätsel auf. „Der war so komisch drauf. Da hab’ ich nachts Angst bekommen und bin morgens um fünf mit ihm zum Arzt.“ Eine Entscheidung, die Siegfried H. heute zutiefst bereut. Denn nicht nur mit der Behandlung war der 53-Jährige unzufrieden.

Sein aufbrausendes Auftreten in der Tierarztpraxis brachte Siegfried H. auch auf die Anklagebank - und eine Geldstrafe in Höhe von 600 Euro wegen versuchter Nötigung und Beleidigung ein. Am 24. Oktober hatte der Tierhalter die Praxis aufgesucht. Vier Tage blieb der Vogel dort, jeden Tag erkundigte sich Siegfried H. telefonisch nach dem Zustand seines Tieres.

Schließlich holte er Paul gegen den Rat des Tierarztes ab, um ihn in eine andere Praxis nach Holland zu bringen. Einige Tage später kehrte Siegfried H. jedoch in die Düsseldorfer Praxis zurück — um sich zu beschweren. Nicht nur über die Behandlungskosten in Höhe von rund 900 Euro, sondern vor allem darüber, dass der Düsseldorfer Arzt angeblich falsche Diagnosen gestellt hatte. Laut dem Tierarzt baute sich Siegfried H. bedrohlich vor ihm auf und forderte ihn auf, die Behandlungskosten zurückzuerstatten. Anderenfalls werde er dafür sorgen, dass er seine Zulassung verliere. Außerdem habe Siegfried H. dem Tierarzt vorgeworfen, er sei „zu blöde, eine richtige Diagnose zu stellen“.

Siegfried H. bestritt das alles vor Gericht. Das Gespräch, so seine Version, habe hauptsächlich zwischen seiner Mitbewohnerin und dem Tierarzt stattgefunden. Er selbst habe sich nur kurz eingemischt. Seine Bekannte schloss sich dieser Version an, gab aber an, es sei „hoch her“ gegangen. „Der Siegfried, der spricht sehr laut. Der hat einen Tinnitus. Aber beleidigt hat der den nicht“, beteuerte die 42-Jährige.

Einige Tage später hatte Siegfried H. sich auf den Parkplatz der Klinik gestellt und mit einem Plakat und Flugblättern auf die angeblich schlechte Behandlung in der Praxis aufmerksam gemacht. „Hallo, ich heiße Paul. Menschen brachten mich in diese Praxis. Aber dort wollte man mich einschläfern. Wer sein Tier liebt, sollte es nicht in diese Praxis bringen“, war darauf zu lesen.

Der Richter wertete die Angaben des Tierarztes als „in sich schlüssig, überzeugend und nachvollziehbar“. Siegfried H. nahm er nicht ab, dass keine Beleidigungen gefallen waren. Auch während der Verhandlung habe er gezeigt, wie aufbrausend er sei. H. war dem Richter mehrmals ins Wort gefallen und hatte ihm erklären wollen, wie er Fragen zu stellen habe. Paul ist inzwischen gestorben. Siegfried H. hat angekündigt, zivilrechtlich gegen den Tierarzt vorzugehen.

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