Düsseldorf und Köln Streiks an Flughäfen in NRW - Darum legen die Sicherheitsleute die Arbeit nieder

Düsseldorf · Hunderte Flüge können alleine in Düsseldorf am Donnerstag wohl überhaupt nicht starten - Ärger für tausende Fluggäste. Aber worum geht es bei den Streiks überhaupt? Ein Überblick.

Flugreisende in Nordrhein-Westfalen müssen am Donnerstag in Düsseldorf und Köln/Bonn mit Streichungen gebuchter Flüge rechnen.

Flugreisende in Nordrhein-Westfalen müssen am Donnerstag in Düsseldorf und Köln/Bonn mit Streichungen gebuchter Flüge rechnen.

Foto: dpa/Oliver Berg

Wenn Passagiere am Donnerstag von Düsseldorf oder Köln-Bonn wegen der Warnstreiks nur verspätet oder überhaupt nicht starten können, richtet sich ihr Unmut  gegen die Airports. Dabei sind die Flughäfen für die Sicherheitskontrollen gar nicht zuständig. Tatsächlich handelt es sich um eine hoheitliche Aufgabe, verantwortlich ist die Bundespolizei. Und die hat schon 1994 mit Zustimmung der Politik entschieden, private Firmen mit den Kontrollen zu beauftragen.

Bundesweit sind es vor allem drei Unternehmen, die den Markt dominieren: Securitas, Frasec und Kötter. Platzhirsch in Düsseldorf ist die Essener Firma Kötter. Und die hat wegen fehlenden Personals schon häufiger für Schlagzeilen gesorgt. Der Ärger war so groß, dass Airport-Chef Thomas Schnalke forderte, alle Flughäfen sollten das Thema Sicherheit in Eigenregie übernehmen. Doch dafür fehlt bislang der politische Rahmen.

Verdi will für die Mitarbeiter überall 20 Euro pro Stunde

Derzeit lassen Securitas, Kötter & Co. ihre Interessen in den Tarifverhandlungen vom Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) vertreten. Für die Arbeitnehmer sitzt die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am Tisch. Verhandelt wird schon seit mehreren Monaten. Bislang ohne Erfolg. Die Gespräche sind deshalb so schwierig, weil es bei der Bezahlung des privaten Sicherheitspersonals sehr große regionale Unterschiede gibt. Noch existieren nur Tarifverträge auf Landesebene. Jetzt fordert Verdi einen bundeseinheitlichen Vertrag, der den Beschäftigten überall 20 Euro pro Stunde garantiert.

Laut BDLS-Verhandlungsführer Rainer Friebertshäuser entspricht dies einer Anhebung des Lohns um bis zu 44 Prozent. Dies sei „völlig unrealistisch“. Die Arbeitgeber bieten stattdessen ein Plus von bis zu 6,4 Prozent pro Jahr und halten das für „definitiv verhandlungsfähig“.

Anders als Verdi will der BDLS die großen regionalen Lohnunterschiede nicht in einem Schritt, sondern in mehreren Stufen binnen sechs Jahren überwinden. Letztlich soll es drei unterschiedliche Lohngruppen geben, wobei innerhalb einer Gruppe bundesweit das gleiche Gehalt gezahlt werden soll. Das meiste Geld bekommen heute die Luftsicherheitsassistenten, deren Aufgabe die Passagierkontrollen sind. Allerdings gibt es ein großes regionales Gefälle. Während in Baden-Württemberg pro Stunde ein Grundlohn von brutto 17,16 Euro gezahlt wird, sind es in Thüringen nur 14,70 Euro. Weniger verdienen jene Mitarbeiter, die sich um die Überprüfung von Fracht, Waren und Flughafenbeschäftigten kümmern. Hier liegt die Untergrenze bei 12,90 Euro.

Arbeitgeber werfen Gewerkschaft Bruch von Zusagen vor

Dass es schnell zu einem Tarifabschluss kommt, scheint angesichts der scharfen Töne eher unwahrscheinlich. „Ein ganztägiger Streik zu diesem Zeitpunkt der Verhandlungen ist absurd“, so BDLS-Vertreter Friebertshäuser. Die Gewerkschaft halte sich nicht an die Zusage, lediglich bis zu vier Stunden zu streiken. Mit Sozialpartnerschaft habe dieses Verhalten mittlerweile rein gar nichts mehr zu tun. Der Streik gehe auf Kosten der Reisenden, Flughäfen und Fluggesellschaften. Laut Friebertshäuser ist der BDLS bereit, sein Angebot erneut zu verbessern. „Das erfordert aber, dass sich die Gewerkschaft aus ihrer absoluten Verweigerungshaltung löst und mit uns gemeinsam an einer umsetzbaren Lösung arbeitet. Trotziges Füße stampfen hilft uns gerade nicht weiter.“

Verdi-Verhandlungsführer Benjamin Roscher sagte, die Arbeitgeber hätten nach dem jüngsten Warnstreik der Beschäftigten an den Berliner Flughäfen die Möglichkeit gehabt, ein verbessertes Angebot vorzulegen. „Den Arbeitgebern sollte klar sein, dass die Beschäftigten bereit und in der Lage sind, für ihre Forderungen einzutreten“, so Roscher. Sollte es weiterhin kein verbessertes Angebot geben, seien auch weitere Streiks nicht auszuschließen.

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