Stora Enso: "Wir können es nicht verstehen"

Am Freitag ist Schicht nach 102 Jahren -Mitarbeiter wechseln in eine Transfergesellschaft.

Düsseldorf. Freitagbend um 22 Uhr gehen bei Stora Enso in Reisholz für immer die Lichter aus: Nach 102 Jahren schließt die Papierfabrik an der Bonner Straße ihre Tore. Am 5. Dezember kam das letzte Papier von der Maschine, seither waren die 312 Mitarbeiter nur noch mit Reinigungsarbeiten beschäftigt. In den beiden Maschinen-Hallen herrscht gespenstische Ruhe. Nur noch wenige Mitarbeiter sind in diesen letzten Stunden vor Ort. "Lassen Sie mich in Ruhe. Wenn ich wieder anfange zu erzählen, rege ich mich nur auf und bekomme einen dicken Hals", bittet ein Mitarbeiter um Verständnis und geht weiter. Nur Schlosser Frank Preuß (41) gibt ein wenig Auskunft: "Der Sozialplan ist gut, ja. Aber wir können einfach nicht verstehen, dass Reisholz dicht macht."

Und: "Außenstehende begreifen das gar nicht. Hier haben letzte Woche noch Lkw in Fünfer-Reihen gestanden, um Papier abzuholen. Die Auftragslage war gut!" Betriebsratsvorsitzender Achim Longerich gehört zu den mehr als 250 Mitarbeitern, die noch keinen neuen Job haben und daher zum 1. Januar in eine Transfergesellschaft wechseln. Dort wird über einen Zeitraum von zwölf Monaten versucht, die Ehemaligen zu schulen und zu vermitteln. "Die Handwerker werden es leichter haben als die Papiermacher", weiß Longerich.

Vor einem Jahr war entschieden worden, dass die Reisholzer Fabrik schließt. Doch Longerich meint, dass die Weichen dafür schon viel früher dafür gestellt worden seien: "Das war im Jahr 2003, als in Schweden investiert wurde." "Unsere Maschinen sind nur 4,60 Meter breit und arbeiten im Vergleich zu den Neuen, die elf Meter breit sind, natürlich viel unwirtschaftlicher", versucht Geschäftsführer Rudolf Jaeger seine Sicht der Dinge darzustellen. Und das Areal der Fabrik, dass von ursprünglich 30 Hektar nur noch 15 umfasst, nachdem die Hälfte an die benachbarten Hygienewerke verkauft wurde, sei zu klein für neue, große Maschinen.

Rudolf Jaeger wickelt noch den Rückbau der Fabrik ab, dann geht er in Rente: Bis Sommer 2008, so die Planung, sollen alle Maschinen abgebaut, verkauft oder verschrottet sein. Dann folgt der Gebäudeabriss, anschließend die Bodensanierung. Das britische Immobilien-Unternehmen Segro hat das Gelände gekauft und will ab Anfang 2009 dort einen Gewerbepark mit zwei großen Lagerhallen entstehen lassen.

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