Düsseldorf Störungen: Rheinbahn setzt auf Taxis

Wenn eine Bahn länger stecken bleibt, werden Taxis geordert, die die Fahrgäste kostenlos über den jeweiligen Linienweg kutschieren.

Düsseldorf: Störungen: Rheinbahn setzt auf Taxis
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Als Annelies Pfeiffer neulich am Kirchplatz in die U-Bahn Richtung Schlüterstraße einstieg, überlegte sie, ihren Termin beim Zahnarzt in „Grafental“ abzusagen. Denn die Rheinbahn teilte mit, dass wegen eines Feuerwehreinsatzes alle Bahnen nur bis zum Wehrhahn verkehren könnten. Doch dann fuhr sie bis Wehrhahn mit und entschied, sich von dort ein Taxi zur Praxis zu gönnen. „Ich war freudig überrascht, als dann direkt an der Haltestelle fünf Taxis standen und mich mit dem Schild: ,Wir fahren im Auftrag der Rheinbahn’ zur kostenlosen Mitfahrt einluden“, sagt Pfeiffer.

Seit einem halben Jahr bietet die Rheinbahn diesen Extra-Service in Kooperation mit der Taxi-Genossenschaft an, wenn es zu gravierenderen Störungen im Straßenbahnnetz kommt — sei es wegen Unfällen oder technischer Störungen (zuletzt waren zum Beispiel an einem Morgen Oberleitungen vereist). „Wir wollen einfach flexibler und schneller im Sinne der Fahrgäste reagieren können“, sagt Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher. Bislang lief es so: Ein Bahnfahrer meldete der Leitstelle, dass er nicht weiter kommt, die schickte einen Ersatzbus vom Betriebshof in Lierenfeld los, „doch bis der ankam, verging oft eine halbe Stunde und mehr“, sagt Schumacher. Jetzt entscheidet die Leitstelle, ob nicht ein paar Taxis den Engpass überbrücken können, was zum Beispiel bei einem rappelvollen Doppelzug nicht in Frage kommt.

Wie funktioniert der Taxi-Service praktisch? Die Taxis kutschieren die Umsteiger aus der Bahn exakt entlang des Linienweges von Haltestelle zu Haltestelle, wo sie — falls möglich — weitere wartende Fahrgäste einsteigen lassen. Wer aussteigt, muss nichts bezahlen, nur dem Fahrer die Fahrt quittieren.

Die Taxi-Innung macht gerne mit: „Wir sehen uns ohnehin als Teil des ÖPNV, von diesem Angebot profitieren alle“, sagt Markus Dalkilic, Vorstand bei der Taxi-Genossenschaft, „die Rheinbahn, unsere Taxi-Fahrer, die Extra-Einnahmen haben, und die Fahrgäste, die schnell weiterkommen.“

800 Schilder („Wir fahren im Auftrag der Rheinbahn“) hat die Rheinbahn an die Taxi-Zentrale gegeben, noch nicht alle dürfen sie sich an die Windschutzscheibe stecken. Dalkilic: „Wir wollen erst alle Fahrer einweisen und schulen.“ Mittlerweile sind auch alle Linienwege der Straßenbahnen in die Navi-Systeme eingepflegt worden, so dass die Taxi-Fahrer wissen, wo sie lang müssen, wenn sie zum Beispiel die 705 „vertreten“.

80 000 Euro für die (Taxi-)Kosten hat die Rheinbahn für das erste halbe Jahr eingeplant, diese Summe habe sich als realistisch erwiesen, sagt Schumacher. Die Kunden freut es, auch wenn viele das Angebot noch gar nicht kennen. WZ-Leserin Heike Schneider kam neulich mit ihrer Tochter von einer Geburtstagsfeier und wartete am Worringer Platz auf die 709: „Stattdessen kam ein Taxi, bat uns einzusteigen und fuhr uns gratis zur Wetterstraße — für dieses gute Angebot der Rheinbahn kann man sich nur bedanken“, sagt sie.

Nicht zu verwechseln ist es mit der schon länger geltenden Anschlussgarantie. Klappt der Anschluss an bestimmten Knotenpunkten nicht (z.B. Heinrichstraße oder Belsenplatz, die ganze Liste gibt’s unter www.rheinbahn.de), kann man sich beim Fahrer melden, der einem ersatzweise ein Taxi bestellt. Dieses Angebot gilt an den meisten Knotenpunkten freilich erst ab 20 Uhr. Auch die Mobilitätsgarantie beinhaltet einen Taxi-Service, wenn Bus oder Bahn mehr als 20 Minuten Verspätung haben und es keine Alternative gibt. Beide Fälle kommen zusammen etwa 130 Mal im Monat vor.

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