Steckte Arzthelferin Praxisgebühren ein?

Arzt zahlte allein einer Krankenkasse 25 000 Euro zurück.

Steckte Arzthelferin Praxisgebühren ein?
Foto: dpa

Düsseldorf. Sie soll als Helferin in der Orthopädenpraxis ihres Stiefvaters systematisch die 10-Euro-Praxisgebühr der Patienten selbst eingesteckt haben, statt sie mit den Kassen abzurechnen. Seit gestern muss sich eine 47-jährige Düsseldorferin wegen massiver Untreue vor dem Amtsgericht verantworten.

25 000 Euro habe er allein an eine Kasse zurückgezahlt, erklärte der Arzt (66) im Zeugenstand. Die Versicherungen machten ihn haftbar für die Vorgänge in seiner Werstener Praxis, weil er die Quartalsabrechnungen unterschrieben hat. Und: Seine Stieftochter sei „zu 99 Prozent“ der Arbeitszeit für den Empfang zuständig gewesen. Mit der Angeklagten wechselte er keinen Blick.

Die Staatsanwaltschaft beschränkt sich auf das Jahr 2010 und hat 849 Fälle von Untreue gezählt. „Es hat immer Geld gefehlt“, sagte eine frühere Kollegin (48) der Angeklagten. Sie habe sich nicht getraut, das Problem zu melden: „Ihre Mutter arbeitete auch in der Praxis. Die hätte mich rausgeworfen.“

Der 48-Jährigen waren Unregelmäßigkeiten aufgefallen: Patienten hätten Quittungen über die Praxisgebühr gezeigt, im Computer aber seien sie mit einer Überweisung von einem anderen Arzt eingetragen gewesen — womit sie nicht hätten zahlen müssen. Sie habe die Angeklagte darauf angesprochen: „Sie hat immer geantwortet: Dann habe ich mich halt vertan.“ Oder ein Computerfehler sollte vorgelegen haben. Die Quittungen wären unabhängig vom Abrechnungssystem ausgedruckt worden.

Die Angeklagte bestreitet die Vorwürfe. Sie sei nicht allein für die Praxisgebühr zuständig gewesen. Zur Fortsetzung des Verfahrens wird das Gericht frühere Patienten als Zeugen laden.

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