Marokkanische Generalkonsulin „Starke Frauen sind eine Quelle der Inspiration“

Düsseldorf · Lalla Loubna Ait Bassidi ist neue marokkanische Generalkonsulin. Zum Weltfrauentag bringt sie Frauen mit marokkanischen Wurzeln in Düsseldorf zusammen.

 Lalla Loubna Ait Bassidi in ihrem Büro an der Cecilienallee. In Düsseldorf ist sie gut angekommen, nur das Meer vermisst sie sehr. Der Blick auf den Rhein entschädigt ein bisschen.

Lalla Loubna Ait Bassidi in ihrem Büro an der Cecilienallee. In Düsseldorf ist sie gut angekommen, nur das Meer vermisst sie sehr. Der Blick auf den Rhein entschädigt ein bisschen.

Foto: Ines Arnold

„Diese Aussicht.“ Lalla Loubna Ait Bassidi steht vor den bodentiefen Fenstern ihres Büros und schaut hinaus auf den Rhein. „Ich genieße den Blick nach draußen. Allerdings sehe ich das Wasser nur, wenn ich mich hinstelle“, sagt sie und deutet lachend auf ihren schwarzen Schreibtischstuhl hinter der langen Tischreihe. Im September wurde die 37-jährige Marokkanerin zur Generalkonsulin des Königreichs Marokko in Düsseldorf ernannt. Als solche übernimmt sie repräsentative Pflichten, hält den Kontakt zur marokkanischen Gemeinde, stärkt den Austausch mit Institutionen und Organisationen aus Politik, Wirtschaft und Kultur in NRW. Für marokkanische Staatsangehörige ist das Generalkonsulat an der Cecilienallee Anlaufstelle für Verwaltungsangelegenheiten. Pässe und Vollmachten werden ausgestellt, Neugeborene oder Verstorbene gemeldet. Und sogar geheiratet werden kann im Generalkonsulat.

Frauen kommen zusammen und lernen voneinander

Ein Thema, das Lalla Loubna Ait Bassidi besonders am Herzen liegt, ist die Rolle der marokkanischen Frau. Zum internationalen Frauentag hat sie deshalb ein Event organisiert, bei dem sich gut ausgebildete, unabhängige Frauen mit marokkanischen Wurzeln austauschen sollen. Darunter Medizinerinnen, Anwältinnen, Schmuck- und Modedesignerinnen sowie weitere Frauen, die den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt haben. „Es ist eine Möglichkeit, diese starken und mutigen Frauen zu würdigen und gleichzeitig zu reflektieren, wie wir die Bedingungen für Frauen weltweit verbessern können“, sagt sie. „Ich möchte von den Frauen erfahren, welche Erfahrungen sie gemacht haben, welche Schwierigkeiten und welchen Erfolg sie haben. Sie sind eine Quelle der Inspiration.“

Sie selbst sei das beste Beispiel für viele Entwicklungen, die Marokko in den vergangenen Jahren in Bezug auf die Gleichberechtigung der Geschlechter durchgemacht habe. Der Wille zum Fortschritt drücke sich in neuen Reformen aus, die unter König Mohammed VI. durchgesetzt wurden. So ist seit 2011 die uneingeschränkte Gleichheit der Geschlechter in Artikel 19 des Grundgesetzes verankert, seit 2018 gilt ein neues Gesetz, durch das Gewalt gegen Frauen härter bestraft werden soll. „Es wird daran gearbeitet, dass immer mehr junge Mädchen beschult werden, damit sie die besten Chancen auf höhere Bildung bekommen. Mehr und mehr Frauen machen einen Universitätsabschluss, werden Ingenieurinnen, Ärztinnen, Lehrerinnen oder sogar Standesbeamtinnen“, sagt die Generalkonsulin. In Marokko seien mittlerweile 40 Prozent der Jobs im öffentlichen Dienst an Frauen vergeben, Manager-Posten übernehmen zu 22 Prozent Frauen. „Insgesamt hoffen wir aber in Marokko auf eine höhere Beschäftigungsquote von Frauen.“

Lalla Loubna Ait Bassidi ist in der Hauptstadt Marokkos aufgewachsen. „Rabat ist eine wunderschöne Stadt“, schwärmt die junge Frau. Dort ist sie zur Schule gegangen, hat an der Universität von Rabat studiert. „Meine Eltern haben mich und meine zwei Schwestern immer gefördert“, sagt sie. „Vor allem meine Mutter war mir immer ein Vorbild. Mit ihrer Stärke und ihrem Gespür für die richtigen Werte im Leben. Ich bin ihr unendlich dankbar für alles.“

Seit September wohnt Ait Bassidi nun in Stockum. Ihr Mann pendelt zurzeit noch zwischen Rabat und Düsseldorf hin und her. „Ich hoffe aber, dass sich bald eine gute Lösung findet und er zu mir ziehen kann“, sagt sie und kreuzt ihre Finger. In Düsseldorf fühle sie sich wohl, wenn auch wenig Zeit neben der Arbeit bleibt. „24 Stunden sind nicht genug“, sagt sie und lacht.

In ihrem Büro in der ersten Etage findet sich vielleicht auch deshalb kaum ein privater Gegenstand. Neben einem Düsseldorfer Bildband und einigen marokkanischen Vasen steht ein Foto von ihrem Antrittsbesuch im Rathaus. „Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden in Düsseldorf. Niemand war überrascht, dass nun eine Frau das Amt der Generalkonsulin übernimmt.“

Auch Karneval hat Ait Bassidi vom Rathaus aus miterlebt. „Wenn man in einem anderen Land lebt, sollte man sich mit der Kultur und den Traditionen vertraut machen“, sagt sie. Auch in Marokko gebe es ein Fest mit langer Tradition, namens Moussem. „Und auch dort wird deutlich, welche Entwicklung die Frauen in unserem Land machen. Heutzutage dürfen die Frauen an den Reiterspielen teilnehmen. Eine Sensation, die verdeutlicht, dass wir uns auf einem guten Weg befinden.“

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