Modellprojekt in Düsseldorf Für den Klimaschutz: Zwei Stadtteile als „Real-Labor“

Düsseldorf · Verkehr, Gebäude, Licht: Die Stadtwerke wollen in Unterbilk und Friedrichstadt eine innovative Infrastruktur entwickeln – mit Hilfe der Stadt und anderer Partner.

 Unterbilk und Friedrichstadt (hier ein Blick aus einem Zeppelin) sollen eine innovative Infrastruktur bekommen.

Unterbilk und Friedrichstadt (hier ein Blick aus einem Zeppelin) sollen eine innovative Infrastruktur bekommen.

Foto: Jan Wiefels

Düsseldorf muss beim Thema Klimaschutz deutlich an Tempo zulegen. Denn das vom Stadtrat vorgegebene Ziel, die auch noch wachsende Stadt schon 2035 klimaneutral zu machen, ist anspruchsvoll. Die Stadtwerke als Energieerzeuger und vor allem -versorger Düsseldorfs wollen jetzt (im Verbund mit der Stadt) in zwei Modell-Stadtteilen vorangehen: Unterbilk und Friedrichstadt werden zu „Zukunftsvierteln“ erklärt, in denen Innovationen in den Bereichen Mobilität, Infrastruktur, Strom- und Wärmeversorgung und Energieberatung eingeführt und ausprobiert werden: „Wir nehmen diese sehr dicht besiedelten Stadtteile als Real-Labor“, sagt Stadtwerke-Vertriebsvorstand Manfred Abrahams, „mit den Erkenntnissen, die wir dabei gewinnen, wollen wir das Projekt auch über die ganze Stadt ausrollen.“

Natürlich wollen die Stadtwerke als Unternehmen mit diesem Projekt nicht zuletzt auch  Geld verdienen, indem sie neue Produkte und Dienstleistungen an den Markt und an die Kunden bringen. Unterbilk und Friedrichstadt wurden auch deshalb ausgewählt, weil hier die (insgesamt etwa 40 000) Bewohner „eine sehr hohe Veränderungsbereitschaft haben“, so Abrahams. Sprich: Sie wollen weniger Schadstoffe in der Luft und den Energieverbrauch reduzieren.

Was ist konkret geplant? Relativ kurzfristig, wenn man sich mit der Stadt vertraglich geeinigt hat, soll der Fürstenwall zu einer innovativen Leuchtenstrecke werden. Die LED-Laternen werden je nach Tages- und Jahreszeit energieeffizient gedimmt; zugleich dienen sie als Ladestation für Fahrzeuge und als W-Lan-Verbinder. Und: Einige Laternen sollen auch Parkraumsensoren intus haben, die freie Stellplätze erkennen, per Leuchte anzeigen und so den Suchverkehr reduzieren helfen.

Für mehr Elektromobilität ist ein immenser  Ausbau von Ladesäulen die Voraussetzung, Abrahams verspricht, bis 2023 8000 Ladepunkte zu schaffen, dafür benötigt man aber noch viele Flächen – ebenfalls von der Stadt oder privaten Eigentümern. Nördlich vom Bilker Bahnhof, auf dem Platz an der Bach-/Ecke Elisabethstraße solle eine Mobilitätsstation als Verknüpfung des ÖPNVs mit diversen E-Angeboten vom Roller, übers Fahrrad bis zum Auto entstehen. Wer die betreiben soll, ist noch offen, in Frage komme da durchaus auch die Rheinbahn, sagt Abrahams.

Für eine  „saubere“ Energiegewinnung soll die Solarenergie auch in dicht besiedelten Quartieren mehr zum Zuge kommen. Auf Dächern ist das aus statischen Gründen allerdings oft schwierig, das gilt auch für große Hallendächer. Weniger wegen des Gewichts der Photovoltaikanlagen, als aufgrund der Gefahr, dass sie bei starkem Wind gelöste werden könnten. In Unterbilk/ Friedrichstadt will man es deshalb mit solchen Anlagen auch an Häuserfassaden probieren.

Und schließlich setzen die Stadtwerke natürlich auch auf eine Verdichtung des Fernwärmenetzes in diesen und anderen Stadtteilen – immer vorausgesetzt, die Kunden beziehungsweise Grundstückseigentümer wünschen sich die Fernwärme.

Insgesamt rechnet Stadtwerkechef Udo Brockmeier mit einem Investitionsvolumen von rund 100 Millionen Euro für die beiden Zukunftsviertel – allerdings für alle Beteiligten zusammen, von der Stadt bis zum Mieter oder Autofahrer, der auf einen E-Wagen umsteigt. Sein Unternehmen selbst werde Geld im einstelligen Millionenbereich ausgeben.

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