Stadtteil-Rundgänge: Annäherung statt Misstrauen

Ein Rundgang soll Vertrauen zwischen Deutschen und Migranten schaffen.

Düsseldorf. Elke Burger, die extra aus Oberkassel gekommen ist, treibt die Neugierde an. „Lierenfeld ist für mich ein Ort in Düsseldorf, den man so gar nicht kennt, wenn man nicht von hier kommt“, sagt sie. Dazu passt auch die Bedeutung des Namens, die Ulrich Brosza erklärt. „Lierenfeld stammt von ,lieres Feld’, also etwa ,leeres Feld’, und das war der Stadtteil auch lange Zeit“, sagt der Historiker. Das hat sich zwar längst geändert, der Stadtteil-Rundgang am Samstag brachte aber auch neue Erkenntnisse: Lierenfeld hat viele engagierte Bürger und lebt von seiner Vielfalt. Sie müssen sich aber noch besser kennen lernen.

Erste Station ist die Kindertagesstätte Gather Weg. „Die Idee zum Kennenlern-Rundgang ist beim Runden Tisch für Lierenfeld entstanden“, erklärt Pfarrerin Inga Bödeker von der Lukas-Gemeinde. „Wir haben dabei festgestellt, wie wahnsinnig schwierig es ist, Menschen mit Migrationshintergrund mit ins Boot zu holen“, sagt sie. Zineb Daoudi von der Integrationsagentur der AWO erklärt: „Besonders für viele Muslime ist es schwer, sich zu öffnen — sie fühlen sich in deutschen Institutionen unsicher.“

Die nächste Station ist das Flow Institut, in dem die gebürtige Kasachin Anna Braun Yoga-Kurse anbietet. „Verschiedene Kulturen oder Altersgruppen in unseren Kursen zusammenzubringen ist überhaupt kein Problem“, sagt sie. Aber Männer, gleich welchen Alters oder Herkunft, zur Teilnahme zu bewegen, sei fast ein Ding der Unmöglichkeit.

Im türkischen Kulturverein am Kuthsweg stellen Enis und Faruk, zwei Jugendliche Mitglieder, den Verein und seine Jugendarbeit vor. Sie erzählen auch, dass das Haus früher eine Kneipe und Schnapsbrennerei beherbergte, später sogar ein Erotik-Etablissement. „Wo heute der Vorbeter spricht, stand bei unserem Einzug noch eine Table-Dance-Stange“, sagt Enis. Vor der Tür wirbt ein Banner auf deutsch für das Gemeindefest. „Dürfen wir da auch kommen“, fragt Inga Bödeker? Enis und Faruk schauen leicht verdutzt aus der Wäsche. „Aber natürlich“, sagt Enis, „dafür ist es ja da.“

Für Dirk Sauerborn, Kontaktbeamter der Polizei, ist ein Ziel des Rundgangs erreicht, wenn die Menschen aus dem Stadtteil sich kennen lernen. „Ich weiß, dass Menschen mit Migrationshintergrund oft mit Misstrauen begegnet wird“, sagt er. Dagegen helfe: „Sich begegnen, das Gespräch suchen, Vertrauen schaffen.“ So wie beispielsweise am Samstag auch in der Roma-Moschee.

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