Stadtsparkasse: Zu attraktiv, um alleine zu bleiben?

Der Sparkasse droht der Verlust ihrer Eigenständigkeit: Mehrere Experten fordern, dass sie mit der WestLB zusammengeht.

<strong>Düsseldorf. Diese Braut ist attraktiv: Das Geschäft brummt, die Zahlen stimmen - und eben das könnte der Stadtsparkasse zum Verhängnis werden: Es droht der Verlust ihrer Eigenständigkeit. Denn wann immer es um die Zukunft der angeschlagenen WestLB geht, kommt die Rede schnell auch auf die Sparkassen. Erst am Dienstag forderte NRW-Finanzminister Helmut Linssen (CDU) eine engere Zusammenarbeit der Sparkassen mit der Landesbank, freilich ohne das zu konkretisieren. So viel aber ist klar: Im Zentrum vieler Überlegungen steht die Düsseldorfer Stadtsparkasse. Schon als klar war, dass aus der avisierten Fusion der WestLB mit der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) nichts wird, brachte das Land eine andere Variante ins Gespräch: Das Eigenkapital der WestLB sollte durch die Eigentümer so aufgestockt werden, dass diese sowohl die ebenfalls kranke IKB als auch die Düsseldorfer Stadtsparkasse kaufen könnte. Seit kurzem gibt es eine neue Variante: eine Fusion der WestLB mit der hessischen Landesbank Helaba. Doch auch in diesem Fall soll die Stadtsparkasse mit ins Boot, fordern Experten wie der ehemalige WestLB-Chef Ludwig Poullain. Im Handelsblatt schrieb er, die Landesregierung sei "in der Pflicht, dem neuen Gebilde in ihrem Land die gleiche Plattform zu schaffen, die die hessische Bank mit in die Ehe bringen wird". Poullain spielt darauf an, dass die Helaba 2005 die Frankfurter Sparkasse gekauft hatte. Ähnlich Autor Hanno Mußler in der FAZ: Ministerpräsident Jürgen Rüttgers "sollte es zulassen, dass Kommunen Sparkassen an die WestLB verkaufen. Es würde schon ein Gesetz reichen, das zunächst das Zusammengehen von WestLB und Stadtsparkasse Düsseldorf regelt." Doch weshalb soll ausgerechnet unsere Sparkasse zur Retterin werden? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Warum sind Sparkassen für die Landesbanken interessant?

Die Landesbanken werden oft als "Dame ohne Unterleib" bezeichnet. Grund ist, dass sie nur eingeschränkten Zugang zum profitablen Privatkunden- und Mittelstandsgeschäft haben, das vor allem von den Sparkassen bedient wird. Für internationale Spekulationsgeschäfte aber fehlt oft die Substanz - und das glückliche Händchen, wie die aktuelle Krise zeigt. Deshalb wird verstärkt über so genannte vertikale Fusionen nachgedacht: Indem sich die Landesbanken Sparkassen einverleiben, erhalten sie Zugang zu wichtigen Geschäftsfeldern, so wie es die Helaba gemacht hat. Die Fusion mehrerer Landesbanken würde dieses Problem nicht lösen.

Weshalb steht die Düsseldorfer Sparkasse besonders im Blickpunkt?

Zum einen ist sie wirtschaftlich erfolgreich, sowohl im Privatkunden-, vor allem aber auch im Mittelstandsgeschäft. Das Düsseldorfer Haus ist im Vergleich zu anderen Sparkassen relativ groß - und weil die Sparkasse neben Deutscher Bank und LBBW das beste Rating in ganz Deutschland erreicht hat, kommen die Banker günstig an Geld. Zum anderen steht an der Spitze des Verwaltungsrats ein Mann, der schon öfter mit dem Gedanken gespielt hat, die Sparkasse zumindest in Teilen zu verkaufen: Oberbürgermeister Joachim Erwin. Weil in den meisten anderen Städte - sie sind Quasi-Eigentümer der Sparkassen - ein Verkauf als undenkbar gilt, werden die Düsseldorfer als favorisierter Partner gesehen.

Was sagen die Beteiligten zu einer möglichen Fusion?

Die Verantwortlichen äußern sich erwartungsgemäß gar nicht. Weder aus dem Finanzministerium noch von der Sparkasse gibt es ein Statement. Im Sparkassenlager ist man aber sicher, dass es keine Fusion einer Sparkasse mit der Landesbank geben wird. Die WestLB könne nichts anbieten, was die Sparkassen nicht selbst machen könnten. Zudem reiche für eine funktionierende Vertikalstruktur eine Sparkasse nicht. Siegfried Hildebrandt vom Freundeskreis "Unsere Sparkasse in Düsseldorf" sieht das ähnlich: "Bei einer Fusion verlöre die Sparkasse ihre Unabhängigkeit und würde zur Vertriebsstelle einer zentralen Bank. Was soll das bringen, mehr Geschäft akquiriert man dadurch allein nicht."

Welche Haltung hat Oberbürgermeister Joachim Erwin?

OB Erwin hält eine Fusion für "grundsätzlich denkbar". Angesichts der desolaten Lage der WestLB sei sie aber aktuell kein Thema. Das Beispiel Stuttgart - dort fungiert die LBBW als Sparkasse - nennt er aber einen "großen Erfolg" und verweist auf Synergieeffekte. Prämissen seien, "dass der Bankplatz Düsseldorf die Nummer eins in NRW bleibt und der Erhalt der Arbeitsplätze". Eine Dreier-Lösung mit der Helaba lehnt Erwin ab: "Dabei würde die Stadtsparkasse untergehen." Das sagen die Düsseldorfer Politiker

Dirk Elbers, CDU: "Eine Fusion der Sparkasse mit WestLB und eventuell Helaba ist denkbar. Aber ich bin eher skeptisch: Zurzeit läuft die Sparkasse doch gut. Ich kann deshalb keinen Bedarf erkennen, etwas zu ändern."

Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP: "Das Thema ist eine Diskussion wert. Für mich ist wichtig, dass die Aufgaben der Sparkasse weiter erfüllt werden, etwa die Vergabe von Kleinkrediten, die Stärkung des Einzelhandels, die Ausbildung über Bedarf und das dichte Filialnetz."

Günter Wurm, SPD: "Zunächst muss die Landesregierung mal sagen, was sie will. Was da bisher zu hören ist, erscheint mir dubios. Grundsätzlich sollte die Sparkasse eigenständig bleiben."

Wolfgang Scheffler, Grüne: "Ein Verkauf der Sparkasse, an wen auch immer, wäre ein Sündenfall. Ich glaube nicht, dass es dafür eine politische Mehrheit gäbe. Die WestLB muss erst gesund werden. Es bringt doch nichts, einem Kranken einen Gesunden ans Bein zu binden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort