Negativzinsen in Düsseldorf Sparkasse kündigt Kunden mit hohen Guthaben

Düsseldorf · Wenn sich die Inhaber der Konten nicht melden, wird ihr Geld beim Amtsgericht hinterlegt. Es geht um mehr als 650 Millionen Euro.

 Die Stadtsparkasse Düsseldorf geht mit aller Konsequenz gegen hohe Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten vor.

Die Stadtsparkasse Düsseldorf geht mit aller Konsequenz gegen hohe Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten vor.

Foto: Martin Gerten

Die Stadtsparkasse Düsseldorf geht mit aller Konsequenz gegen hohe Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten vor. Nun hat sie sogar Kunden die Kündigung ausgesprochen, die sich bislang nicht mit den angekündigten Negativzinsen von minus 0,5 Prozent einverstanden erklärt oder den Betrag auf ihrem Konto wie gefordert reduziert hatten.

Im vergangenen Jahr hatte die Stadtsparkasse wie berichtet 1825 Kunden angeschrieben, die mehr als 250 000 Euro auf ihren Giro- und Tagesgeldkonten verwahrten, insgesamt 672 Millionen Euro, wie das Geldhaus mitteilte. Die Kontoinhaber wurden vor die Wahl gestellt, Negativzinsen für Beträge über 100 000 Euro wie in Neukunden-Verträgen per Unterschrift zu akzeptieren, oder ihr Geld abzuheben, zu überweisen oder in Aktien sowie Fonds anzulegen. Die Stadtsparkasse vermittelte mit einer extra eingerichteten Plattform sogar an andere Banken. Als sich ein Teil der Kunden nicht bewegte, drohte das Geldinstitut im November mit Kündigungen. Diese wurden nun Ende Januar in 35 Fällen ausgesprochen, wie Sprecher Volker Schleede sagt. Wirksam würde das Ende der Geschäftsbeziehung Ende März. Acht Kunden meldeten sich laut Schleede inzwischen und erklärten sich doch mit den Negativzinsen oder einem anderen Einsatz des Geldes bereit. Auf die alternativen Möglichkeiten sei in einem Schreiben hingewiesen worden, das der Kündigung beilag.

Die Verbraucherzentrale kritisiert das Vorgehen

Doch was passiert, wenn sich der übrige Teil der wohlhabenden Kundschaft nicht zurückmeldet? Schleede spricht von einem „Annahmeverzug“. Das Resultat: Die Stadtsparkasse würde mehrere Millionen Euro von den Konten an das Amtsgericht überweisen, wo das Geld hinterlegt werde. „Wir hoffen natürlich, dass wir vorher noch Kontonummern von den Kunden genannt bekommen.“ Zudem gehe man davon aus, dass es am Ende nur bei weniger als einem Prozent der ursprünglich angeschriebenen Kunden wirklich zur Kündigung komme. „Diese sollte wirklich nur das letzte mögliche Mittel sein.“

Schleede erklärt das energische Vorgehen mit einem „präventiven Charakter“. Ansonsten werde das Haus mit Geld geflutet, was hohe Kosten verursache. Denn die Bank muss selbst Negativzinsen von minus 0,5 Prozent für das bei der Europäischen Zentralbank (EZB) geparkte Geld zahlen. Mehr Geld könne zudem nicht verliehen werden, ohne zu große Kreditrisiken einzugehen.

Wie hoch der Schaden ist, der der Stadtsparkasse entsteht, sagt Schleede nicht. Das wiederum kritisiert die Verbraucherzentrale, da diese Summe der Grund für das Vorgehen gegen hohe Guthaben sei. Finanzexperte David Riechmann ist mit Blick auf die Kündigungen skeptisch, ob sie rechtens sind. „Bei Sparkassen muss ein sachgerechter Grund vorliegen. Ist das hier wirklich der Fall?“ Um diese Frage beantworten zu können, müsse erst recht der wirtschaftliche Schaden beziffert werden, der entstehe. Noch kritischer müsse das gesehen werden, wenn die Bilanzen des Unternehmens gut seien.

Riechmann bemängelt zudem, dass gegenüber langjährigen Kunden Druck aufgebaut worden sei. Auch bei unserer Redaktion hatten sich Kontoinhaber über das Vorgehen der Stadtsparkasse beklagt.

Die Verbraucherzentrale empfiehlt bei Unzufriedenheit, die Bank zu wechseln. Allerdings sei es aufwendig, bei Geldinstituten nachzuschauen, ob Negativzinsen erhoben würden. Man könne sein Geld auch auf mehrere Häuser verteilen, um unter den Guthabensgrenzen für Verwahrentgelte zu bleiben.

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