Stadtbezirk 3: Düsseldorfer sollen mitplanen

Bei der künftigen Gestaltung der Friedrichstraße und anderer zentraler Bereiche können sich die Bürger einschalten.

Düsseldorf. Lärm, Dreck, Umwege, Parkplatzmangel und Umsatzeinbußen: Keine Frage, Anwohner und Geschäftsleute entlang der U-Bahnbaustelle zwischen Graf-Adolf-Platz und Bilker Bahnhof sind genervt, manche - wie Kabarettist und Gastronom Manes Meckenstock - geben auf.

Und auch 2010 wird das Leben entlang der Wehrhahnlinien-Baustelle anstrengend. "Wir müssen uns bald damit beschäftigen, was nach dem Bau bei uns passiert", sagt Walter Schmidt, neuer Bezirksvorsteher für Düsseldorfs größten Stadtbezirk. Zwar wird die U-Bahn erst 2014 in Betrieb gehen, doch Schmidt will 2010 über die Zukunft und Gestaltung von Friedrich-, Brunnen- und Elisabethstraße reden.

"Ich denke an ein ähnlich großes Moderationsverfahren, wie wir es bei den Arcaden hatten", sagt der CDU-Politiker. Er will "mit der Basis" besprechen, wie der Straßenraum aufgeteilt wird, wenn die Bahnen unterirdisch unterwegs sind. "Wir müssen das früh angehen, damit die Anregungen von Anwohnern, Hausbesitzern und Geschäftsleuten später in die Planung einfließen können", sagt er.

Für den Mann, der im Stadtteil Flehe lebt und selbst weitgehend aufs Autofahren verzichtet, ist wichtig, dass auf den Straßen die Interessen aller Verkehrsteilnehmer und die der Anwohner berücksichtigt werden. Konkret kann er sich auf den Hauptachsen auch einen Radweg vorstellen, stadtauswärts auf der Elisabethstraße, stadteinwärts auf der Friedrichstraße. Die beliebte Einkaufsstraße wird nach der Entfernung der Gleise neu gestaltet.

Schmidts Druck auf die frühe Beteiligung der Öffentlichkeit hat Gründe. "Beim Thema Oberbilker Markt haben wir Politiker zu wenig bei der Verwaltung nachgehakt", gibt der Bezirksvorsteher zu.

Obwohl das neue Justizzentrum an der Werdener Straße im Frühjahr 2010 eröffnen soll, hat sich gegenüber am Oberbilker Markt noch nichts getan. Die abschließende Planung wurde aus finanziellen Gründen geschoben. Ein schlechtes Signal für den Stadtteil, für den man sich durch die Ansiedlung von Land- und Amtsgericht eine Aufwertung verspricht. Doch bisher ist das Umfeld unattraktiv.

Wie viele Düsseldorfer sieht auch Schmidt, dass die Baustellen die Menschen belasten. Über eine weitere freut er sich dennoch: An der Ecke Reichsstraße/Elisabethstraße wird nun zügig die seit Jahren leer stehende Ruine des ehemaligen West-LB-Baus abgerissen.

Dass noch vor Jahresende eine Entscheidung für Büro- und Wohnungsneubau fiel, ist auch Schmidt zu verdanken: Überraschend für die eigenen Parteifreunde stimmte er mit SPD, Grünen und Linken als einziger CDU-Mann dafür, dass ein Anwohner Rederecht in der Bezirksvertretung bekam. Es folgte eine Diskussion, an deren Ende ein Kompromiss stand: Investor und Architekt verzichten teilweise auf das siebte Geschoss des "Kaiserkarees" an der Elisabethstraße.

Schmidt wünscht sich generell mehr frühzeitigen Austausch zwischen Bürgern und Politikern. So griff er jetzt einen alten SPD-Vorschlag und den seines neuen Koalitionspartners, den Grünen, auf: "Wir werden zu zwei Stadtteilkonferenzen im Bürgersaal einladen." Mögliche Themen: die Zukunft Oberbilks und die Integrationsangebote im Stadtbezirk. "Ich möchte das nur moderieren und sehe das als Infoveranstaltung für uns Politiker."

Entscheidungen in der Bezirksvertretung möchte er von Fall zu Fall mit Anwohnern und den Kollegen aus den anderen Parteien "Runde Tische" einführen. Als Negativ-Beispiel dieses Jahres nennt er die viel zu späte Diskussion um den Anbau des St.-Martinus-Krankenhauses.

Bekannter machen möchte Walter Schmidt auch die Arbeit der Bezirksvertretung. Sein Wunsch: "Ich stelle mir vor, dass wir nach der NRW-Landtagswahl gemeinsam mit Vertretern aller Parteien in den Stadtteilen unsere Arbeit vorstellen." Auch davon verspricht er sich einen frühzeitigen Dialog mit den Menschen.

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