Stadtarchiv unter Wasser: 150 Meter Akten feucht

Falschen Schalter gedrückt: Aus einer Sprinkleranlage liefen 10 000 Liter Wasser auf die Archivalien.

Düsseldorf. Das neue Stadtarchiv in der alten Paketpost war gerade eine halbe Stunde eröffnet, da hieß es plötzlich "Land unter!" 10 000 Liter Wasser prasselten in Sekundenschnelle aus der Löschanlage über der Probebühne des Schauspielhauses in der zweiten Etage.

Über Belüftungs- und Versorgungsschächte sickerten die Wassermassen über zwei Stockwerke bis in den Keller - und beschädigten mindestens 150 RegalmeterAkten des Stadtarchivs.

Zwar gab sich Archivleiter Clemens von Looz-Corswarem in ersten Reaktionen zuversichtlich, dass "keine spektakulären Dinge" unter den beschädigten Dokumenten seien, doch erklärte er auch: "Wir überschauen den Schaden im Ganzen noch nicht."

Noch in dieser Woche hatte er mit seinem Vize Benedikt Mauer stolz in einer Vorbesichtigung zur anstehenden Eröffnung wertvolle Dokumente präsentiert: Unter anderem einen Brief von Felix Mendelssohn Bartholdy, der sich darin für die Anstellung als Musikdirektor bedankt. Ob auch dieses Schriftstück von 1833 zu den beschädigten gehört, könnte der Archivleiter am Donnerstag nicht sagen.

Aber: "Es handelt sich um Akten des 19. Jahrhunderts." Zusammen mit dem 20. Jahrhundert liegt genau hier der Schwerpunkt des Archivs. Auch Straßenverzeichnisse sind in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Schaden habe sich aber in Grenzen gehalten, da unter anderem die Feuerwehr rasch Planen über besonders sensible Akten gezogen hatte.

Restaurierungs-Experten aus Brauweiler reisten noch am Donnerstag an, um die nassen Dokumente zum Gefriertrocknen Richtung Köln zu transportierten, um weitere Schäden zu vermeiden.

Ausgelöst worden war die Löschanlage versehentlich - durch eine Mitarbeiterin des Schauspielhauses. Eigentlich hätte sie nur von automatischem auf den Betrieb von Hand umstellen sollen, wie bei Proben mit Spezialeffekten üblich. Sie hatte laut Verwaltung aber einen Knopf in einem anderen Bedienfeld gedrückt.

Zur Schadenshöhe konnte die Verwaltung am Donnerstag keine Angaben machen. Ein Experte vor Ort rechnete aber mit einer sechsstelligen Summe: Die Arbeit der Restaurierungs-Fachleute und vor allen Dingen der Gebäudeschaden werden zu Buche schlagen: Feuchte Deckenplatten und Isolierungsmaterial mussten sofort herausgerissen werden.

Eine wichtige Frage blieb offen: Wie können historische Dokumente dort gelagert werden, wo ein Schaden durch Löschwasser aus einem Bereich mit öffentlicher Nutzung droht?

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