Verkehr Düsseldorf: Tempo 60 für den Rheinufertunnel

Düsseldorf · Neuer Vorstoß der Stadt für eine Geschwindigkeits-Reduzierung aufgrund einer statistischen Risikoanalyse. Spielt die Politik diesmal mit?

 Im nördlichen Teil des Tunnels gilt noch Tempo 70. Es gibt Radarkontrollen.

Im nördlichen Teil des Tunnels gilt noch Tempo 70. Es gibt Radarkontrollen.

Foto: nein/Schaller, Bernd (bes)

Das dürfte unter Autofahrern in Düsseldorf erneut für Unmut sorgen: Die Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit im Rheinufertunnel soll nun doch kommen. Nur noch „60“ statt „70“ gilt dann auch zwischen der Ein- und Ausfahrt an der Tonhalle und dem Stadttor. Im südlichen Tunnelteil besteht dieses Tempolimit schon länger. Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke wird diese Änderung am nächsten Mittwoch dem Verkehrsausschuss vorlegen.

Vor zehn Monaten zog OB Geisel diese Vorlage zurück

Es ist ihr zweiter Anlauf. Bereits im August vergangenen Jahres stand das strengere Tempolimit im Tunnel auf der Tagesordnung des Verkehrsausschusses, doch dann räumte Oberbürgermeister Thomas Geisel das Thema kurzerhand ab. Erstens fühlte er sich nicht rechtzeitig eingebunden, vor allem aber sah der Verwaltungschef gar keine Veranlassung für diesen Eingriff in ein funktionierendes System.

Doch die Verkehrsverwaltung blieb hartnäckig, legte erneut einschlägige Gutachten vor. Von zentraler Bedeutung ist dabei die bundesweite  „Richtlinie für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln“. In der dazu gehörenden Risikoanalyse werden Gefahren statistisch in Zeiträume umgerechnet, in denen man etwa durch einen Unfall oder Brand mit einem Todesfall rechnen muss („Letalität“). Ergebnis: Im vor 25 Jahren eröffneten Rheinufertunnel ist (rechnerisch) in den nächsten vier Jahren mit einem Verkehrstoten zu rechnen, der „Referenzrahmen“ seien aber 15 Jahre. Mit der Tempodrosselung komme der Tunnel auf eine Letalität von 21 Jahren. Mit alternativen baulichen Schritten wie etwa anderen Fahrstreifen-Markierungen, dem Einbau einer Schlitzrinne oder einer automatischen Löschanlage könne man nicht zu diesem Ergebnis gelangen, heißt es in Zuschkes Vorlage.

Entscheidend für die Wiedervorlage ist aber offenbar, dass das Amt für Verkehrsmanagement eine Haftung von eigenen Mitarbeitern nicht ausschließen kann, falls ein auf die Tempodifferenz zurückführender schwerer Unfall passiert, ohne dass die genannten Ergebnisse der Richtlinien-Risikoanalye umgesetzt worden sind. Das, aber wohl auch nur das hat jetzt OB Geisel davon überzeugt, die Geschwindigkeitsreduzierung umzusetzen.

Denn ansonsten kann im Rheinufertunnel von einem Unfallschwerpunkt keine Rede sein. Und der Verkehrsfluss hat sich eher verbessert, seit vor elf Jahren die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 60 auf 70 Stundenkilometer erhöht worden ist. 

Der frühere Oberbürgermeister Joachim Erwin wollte dies eigentlich schon 2002 umsetzen. In der Folge wurde zudem eine „Blitze“ installiert. Nun hat die Politik das letzte Wort. Und es ist keinesfalls ausgeschlossen, dass es am kommenden Mittwoch keine Mehrheit für die Verwaltungsvorlage gibt. Am Montag wollen die Fraktionen das Thema intern beraten. Die CDU hatte schon im letzten August Tempo 60 im Tunnel vehement abgelehnt, ihr Verkehrsexperte Andreas Hartnigk hatte die Reduzierung „Wahnsinn“ genannt, weil es keine Veranlassung gebe, hier verschärft regulierend einzugreifen. Auch die FDP hatte eine kritische Prüfung angekündigt.

Übrigens: Laut Stadt soll sich die durchschnittliche Fahrtzeit durch den zwei Kilometer langen Tunnel durch die neue Temporeduzierung um 20 Sekunden erhöhen.

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