Stadt will ihre Hallen-Familie besser kontrollieren

Arena und Dome sind defizitär, die Philipshalle findet keinen Namensgeber: Nun will die Politik einen neuen, starken Aufsichtsrat bilden.

Düsseldorf. Das Veranstaltungsgeschäft in der Düsseldorfer Hallenfamilie läuft insgesamt gut. 2009 erzielte die Stadttochter Düsseldorf Congress (DC), die neun Eventhäuser (darunter Arena, Dome und Philipshalle) bespielt, mit 31,2 Millionen Euro ihren höchsten Umsatz überhaupt. Und dennoch muss die Stadt Jahr für Jahr Millionen-Subventionen für die Hallen rausrücken, gerade erst überwies Kämmerer Helmut Rattenhuber der DC überplanmäßig 725 000 Euro, weil Philipshalle und Stadthalle an der Messe ein erhöhtes Defizit einfuhren.

Hilmar Guckert, der Chef von Düsseldorf-Congress, verteidigt sich: "2009 war wegen der Wirtschaftskrise ein sehr schwieriges Jahr. Und trotzdem waren die Zuschüsse der Stadt etwa für die Philipshalle früher viel höher." Und die Stadthalle habe in den letzten 15 Jahren 13 Mal einen (kleinen) Gewinn für die Stadt abgeworfen, zwei Mal nur habe die Stadt Geld nachschießen müssen. "Im letzten Jahr zum Beispiel hat Arcandor dort noch seine Aktionärshauptversammlung abgehalten und ging dann in Insolvenz. Die Miete haben wir nie bekommen", sagt Guckert.

Bei der Philipshalle wiederum gibt es seit neun Jahren keinen Cent Einnahme für die Namensrechte. Der holländische Multi bezahlte sie gleich beim Bau 1971 für die gesamte Vertragslaufzeit von 30 Jahren. Seit 2001 wird ein neuer Sponsor gesucht - stets vergeblich.

Denn die Halle an der Siegburger Straße ist im allgemeinen Bewusstsein dermaßen mit dem Namen Philips verknüpft, dass andere Unternehmen meist gleich abwinken. Guckert: "Wir haben mehrere intensive Anläufe unternommen, etwa mit Thyssen-Krupp."

Das Problem seien weniger die Kosten, mehr als rund 150 000 Euro sind die Namensrechte der Halle ohnehin nicht wert: "Schwerer wiegt, dass sie nur die Nummer drei ist, hinter Arena und Dome. Und das entspricht nicht dem Anspruch und Image potenter Sponsoren", sagt Guckert. Dennoch hat er noch nicht aufgegeben: "Wir erheben permanent Mediadaten für die Philipshalle und suchen weiter einen neuen Namensgeber. Aber klar ist: Einzuführen wäre der nur mit einer kolossalen, monatelangen Kommunikationskampagne."

Unterdessen pocht die Politik auf größere Transparenz und Kontrollmöglichkeiten bei den Veranstaltungsstätten. Die Spitzen der Ratsfraktionen und OB Dirk Elbers haben deshalb Kämmerer Helmut Rattenhuber beauftragt, bis Ende April ein Konzept vorzulegen. So soll zwecks Synergieeffekt vor allem aus den zwei Aufsichtsräten von Düsseldorf-Congress und Arena einer werden. "Das darf aber nicht die Rolle rückwärts in die chaotischen Zeiten bedeuten, die wir bei der Arena vor Bildung des Kontrollgremiums hatten", warnt Gisela Piltz (FDP).

Da stimmen die anderen zu: "In dem neuen, größeren Aufsichtsrat der DC muss die Stadt stark vertreten sein", sagt Gudrun Hock (SPD). Und Günter Karen-Jungen (Grüne): "Wir wollen die Transparenz, die wir bei der Arena inzwischen haben, ausdehnen auf die anderen Hallen. Denn von denen bekommen wir bislang meist keine oder nur undurchsichtige Zahlen und Wirtschaftspläne." Denkbar sei zudem, dass für die Arena eine Art Unterausschuss gebildet werde.

Diskutiert wird aber auch, ob die Stadt als Besitzer aller Stätten weiterhin allein ihrer Tochter DC das Betriebsgeschäft überlässt. Insbesondere bei der Vermarktung von Arena, Dome und bald auch der Mehrzweckhalle Reisholz, die die Stadt vom freichristlichen Gymnasium für 24 Millionen Euro übernehmen muss, wünschen sich viele Politiker privatwirtschaftliche Verstärkung.

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