Verkehr Verkehrsdezernentin: „Der Raum wird gerechter aufgeteilt“

Düsseldorf · Interview Die Beigeordnete Cornelia Zuschke verteidigt die neuen Fahrradständer, für die Auto-Parkplätze wegfallen.

Cornelia Zuschke, Verkehrsdezernentin der Stadt. Archivbild

Cornelia Zuschke, Verkehrsdezernentin der Stadt. Archivbild

Foto: Melanie (MZ),Zanin

Frau Zuschke: In innenstadtnahen Stadtteilen wie Pempelfort ist die Parkplatznot für Autos besonders groß. Warum müssen ausgerechnet da Parkplätze für Fahrräder gestrichen werden, was jetzt viele Anwohner der Feldstraße verärgert hat?

Zuschke: Wir sind nicht gezielt in belastete Stadtteile gegangen, sondern dahin, wo Stellplätze für Fahrräder besonders gefordert wurden und wo sehr viele Radler unterwegs sind. Und die wollen einen verlässlichen Platz haben, wo sie ihr Rad anschließen können.

Viele Anwohner haben den Eindruck formuliert, dass die Stadt Autofahrern bewusst wehtun will, um die Verkehrswende voranzubringen. Ist da was dran?

Zuschke: Nein, ich halte von diesem oberlehrerhaften Ansatz nichts. Es geht nicht um Verkehrserziehung und wir wollen niemandem etwas wegnehmen. Wir müssen vielmehr Raum für alle Verkehrsteilnehmer schaffen. Das ist lange Zeit sehr einseitig für Autofahrer passiert. Jetzt geht es darum, den vorhandenen Raum gerechter aufzuteilen, denn wir können ihn nicht vermehren. Es sei denn, es sieht jemand Flächenpotenziale, die wir übersehen haben. Diese Anregungen nehmen wir natürlich gerne auf.

Das heißt, im Einzelfall sind auch Korrekturen bei den Orten für Fahrradständer denkbar?

Zuschke: Deshalb haben wir extra mobile Modelle angeschafft, die nicht tief im Boden verankert sind. Wir wissen ja auch nicht, wie sich Verkehrsströme im Laufe der Jahre verändern, da wollen wir flexibel bleiben und ohne großen Aufwand reagieren können. Wir verändern Standorte aber nicht da, wo am lautesten geschimpft wird.

Sie haben auch ein provokatives Modell gewählt, das wie ein Auto aussieht.

Zuschke: Das haben wir aber in nur kleiner Zahl angeschafft, um eben auch plakativ zu veranschaulichen, dass dort statt eines Autos sehr viele Fahrräder Platz finden.

Viele Kritiker verstehen nicht, warum Fahrräder überhaupt solche Abstellanlagen brauchen. Ihr Argument: Fahrräder kann man ja überall abstellen.

Zuschke: Wollen diese Kritiker dann auch die Verantwortung dafür übernehmen, dass der Kinderwagen und der Rollstuhl nicht mehr durchkommen? Zudem: Bei den Preisen, die heute für immer weiter verbreitete E-Bikes aufgerufen werden, brauchen die Besitzer auch Möglichkeiten, sie anzuschließen. Und wie oft sind Schilder an Hauswänden zu sehen, die darauf hinweisen, dass hier bitte keine Fahrräder abgestellt werden dürfen? Ich würde mir da grundsätzlich mehr Miteinander wünschen.

Können Sie den jetzt entstandenen Ärger verstehen?

Zuschke: Im Einzelfall natürlich. Trotzdem sollten wir uns noch mal die Dimensionen vor Augen führen. Für 400 Fahrrad-Stellplätze sind jetzt 20 bis 25 Auto-Parkplätze weggefallen und das sehr vereinzelt in Straßenzügen. Da gehen andere Städte rabiater vor. Auch in der Ästhetik. In Berlin etwa werden der erste und der letzte Stellplatz einer langen Parkbucht vergittert, um Fahrräder abstellen zu können.

Gibt es eigentlich einen politischen Beschluss dafür, dass Auto-Parkplätze für Fahrräder wegfallen?

Zuschke: Es gibt einen Grundsatzbeschluss für den Ausbau des Radverkehrs, wir brauchen nicht für jeden Fahrradständer einen Beschluss, zumal es auch die von der Politik einberufene Fachgruppe Radverkehr gibt, die diese Fragen stellvertretend diskutiert.

Wie sieht Ihr Ziel für den Verkehr in Düsseldorf im Jahr 2030 aus?

Zuschke: Ich hoffe, dass wir zu einem ausgewogeneren Verhältnis aller Verkehrsteilnehmer kommen. Und das sich das Prinzip „Teilen statt Besitzen“ stärker durchsetzt, also Sharing-Modelle auch im Verkehr noch mehr an Akzeptanz gewinnen. Es ginge dann darum, dass ich möglichst gut von A nach B komme und nicht mehr wie.

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