Wie aus grünen Pollern ein Bambuswald werden könnte
WZ-Autor Hans Hoff wundert sich in seiner Kolume Stadtteilchen über den bürokratisierten Sicherheitswahn und zu viele Geländer und Absperrungen.
Düsseldorf. Sie sind da. Und sie gehen nicht mehr weg. Wo wir sind, sind sie auch. Man entkommt ihnen nicht. Sie fallen nicht weiter auf, aber sie sind da. Sie scheinen zu ruhen. Aber wie lange noch? Droht bald der Tag, an dem sie sich erheben, an dem sie mehr beanspruchen als nur ihr einfaches Dasein im öffentlichen Raum?
Ja, das klingt rätselhaft, aber auf solche Gedanken kann man kommen, wenn man die grünen Gesellen erst einmal entdeckt hat. Die grünen Gesellen? Ja, die grünen Gesellen. Sie sind schlank, sie sind grün und eisern standfest. Wo immer die Ausbreitung des ruhenden Verkehrs beschränkt werden soll, stehen sie, die grünen Gesellen, also nicht überall. Eigentlich vornehmlich dort, wo sich Düsseldorf feiner dünkt. Dort, wo es profan zugeht, wohnen die grauen Gesellen, die der eher schmucklosen Art.
Hier aber soll es um die grünen Gesellen gehen. Die haben keinen richtigen Namen. Früher hätten wir Poller gesagt, aber das ist mit Sicherheit nicht der richtige Name. Der Begriff Absperrstäbe hört sich auch komisch an. Mit Sicherheit gibt es im Rathaus einen ordnungsgemäßen Namen für diese aufstrebenden Gesellen, die nie über die menschliche Hüfthöhe hinauswachsen. Mit Sicherheit.
Wie kreativ die im Rathaus sind, wenn es um das Benennen von Dingen geht, hat sich kürzlich erst wieder gezeigt, als es darum ging, dass die Geländer auf den Rheinbrücken erhöht werden müssen. Da hieß es nicht einfach, dass die Geländer erhöht werden müssten, damit auch Radfahrer sicher seien und so verschärften Regeln Genüge getan werde. Nein, das wäre für Rathausmenschen zu profan. „Ertüchtigungen an den Absturzsicherungen“ seien erforderlich, hieß es. Ja, da muss man erst einmal drauf kommen. Wenn ich demnächst mein Wohnzimmer streiche, werde ich nicht erzählen, dass ich mein Wohnzimmer streiche. Ich werde sagen, dass ich die Ertüchtigung meiner Binnenstruktur vornehme. Wie das klingt.
Abgesehen davon finde ich ja, dass eine Erhöhung der Rheinbrückengeländer um 30 Zentimeter zu kurz greift. Ich finde, man sollte, auch im Hinblick auf noch kommende Sicherheitsbestimmungen, darüber nachdenken, die Fußgängerwege ganz und gar einzufassen. Ich denke da an diese vergitterten Gänge, die früher im Zirkus üblich waren, wenn Löwen und Tiger in die Manege sollten.