Stadt-Teilchen : Was macht einen "Bio-Bilker" aus?
Düsseldorf In ihrer Kolumne "Stadt-Teilchen" wundert sich unsere Autorin über das Unwort "Bio-Deutscher" - und zieht Schlüsse für Düsseldorf.
Frisches Obst und Gemüse kaufe ich gern in Bilk beim Türken. Es gibt mehrere. Die Auswahl ist gut, alles frisch, und die Preise sind auch ok. Da steht zwar nicht unbedingt bio drauf, aber wer will das wirklich kontrollieren (können)? Versuche ich erst gar nicht. Dafür entsteht bei mir Gemüse im Kopf: Neulich an einer Ampel an der Kölner Straße mustere ich mein Nebenan und ertappe mich bei der Zertifizierung: Könnte ein Bio-Bilker sein. Womöglich aus kontrolliertem Anbau. Vielleicht im Hinterhof eines Altbaus in dem Stadt-Teilchen, das sich auch langsam durch Gentrifizierung wandelt.
Wie ich auf so was Bestusstes komme? Das kommt von meinem persönlich ausgewählten Unwort des Jahres, dessen Wildwuchs ich anfangs gar nicht mitbekommen habe: Bio-Deutscher. Als ich den Ausdruck zum ersten Mal hörte, hielt ich ihn noch für einen Scherz. War es ursprünglich wohl auch, erfunden und dahingesagt von einem Kabarettisten — nicht etwa, wie zu vermuten wäre, von unserem Bio-Bayern Seehofer. Aber dann hat unser Ober-Grüner Cem Özdemir den Begriff aufgegriffen, und schon wuchert er wie Unkraut durch die deutschen Lande.
Inzwischen habe ich natürlich mitbekommen, dass damit auch nicht Leute gemeint sind, die beim Bio-Bauern einkaufen oder Produkte aus dem Bio-Sortiment des Supermarktes in den Einkaufswagen packen. Letzteres wäre ja genau genommen suboptimal. Richtig bio ist doch nur, wenn an der Möhre noch die Krume klebt, oder? McDonalds hatte ja mal versucht, dem Volk Bio-Bürger, pardon, Bio-Burger überzubraten. Haben Sie aber schnell wieder eingestellt. Mit Nischenprodukten lässt sich eben kein schneller Umsatz machen.