Stadt-Teilchen : Vom gescheiterten Versuch, dem Botanische Garten endlich mal einen Besuch abzustatten
Düsseldorf. Eigentlich, ja eigentlich, ist schon seit dem ersten März Frühling. Nach dem Kalender. Aber die Natur hält sich nicht immer dran. Das Wetter schon gar nicht. Dabei erinnere ich mich an Jahre, in denen ich schon im Februar mehrfach in einer windgeschützten Ecke daheim und/oder unterwegs meine Nase in die warme Sonne gehalten habe.
Auf meiner Terrasse sieht’s unterm Beton-Himmel auch noch ziemlich braun und struppig aus, besonders die Hortensien. Gibt es überhaupt etwas Tristeres im Topf als verweste Hortensien? Kommunion-Blumen wurden sie in meiner Kindheit genannt. Ich habe nie verstanden, warum zehnjährige Kinder Blumentöpfe mit Blütenballen geschenkt bekamen.
Inzwischen liebe ich Hortensien, obwohl es mir bis heute nicht gelungen ist, die Blaublütigen als solche auferstehen zu lassen. Alles versucht, wochenlang verdünntes Essigwasser gegossen, das Gießwasser mit kostspieligen Pülverchen angereichert. Letzter Versuch: Umtopfen in Spezialerde. Das Ergebnis war jedes Mal dasselbe: blasse Schönheiten. Vielleicht sollte ich es mal mit Alkohol versuchen?
Oder meinen grünen Daumen trainieren. Am besten dort, wo Profis am Werk sind und der Frühling nicht nah, sondern da ist. Wo? Nein, nicht im Hofgarten, der ist nach wie vor mehr Baustelle als Blumenbeet. Die anderen Parks sind auch noch nicht so weit, mal abgesehen von den Krokussen im Rheinpark. Aber: Hat Düsseldorf nicht einen Botanischen Garten?
Ich muss gestehen, da war ich noch nie. Fern der Heimat besuche ich gern Gewächshäuser. Meine Favoriten: Hortus Botanicus in Leiden, der bereits im Mittelalter der dortigen Universität zugewachsen ist, Kew Gardens in London mit seinen herrlichen viktorianischen Gewächshäusern, und, noch weiter weg: die Botanic Gardens von Singapur, ein gigantischer Zauberwald aus Natur und Technik inmitten einer Mega-Metropole.
Wo mag sich da Düsseldorf unter ferner blühen einreihen? Also nichts wie hin, ganz spontan an einem sonnigen Vorfrühlingstage. Verkehrsmittel der Wahl: ÖPNV. Endhaltestelle Universität Ost. Das Ende naht am Rande des Uni-Geländes, nicht etwa im Grünen, sondern inmitten einer Baustelle. Dort bin ich nicht allein. Zwei junge Asiatinnen mit Stadtplan schauen sich verwundert um, ihre Köpfe drehen sich synchron zum Baukran im Gelände. Sie haben sich wohl eine andere Sehenswürdigkeit versprochen. Gern würde ich weiterhelfen, fühle mich jedoch genauso verloren wie sie.